Trauer um meinen Sohn – um mein Kind!

Trauer um meinen Sohn – um mein Kind!


Trauer um mein Kind bedeutet für mich……wie in einer Dunstglocke zu leben. In den ersten Jahren kommt niemand und nichts dort rein.


Ich funktioniere nach außen hin fast wieder vollkommen perfekt, aber in dieser Glocke, besser gesagt,…tief in mir drin, ist so ein Schmerz, der nie wieder weggehen wird.


Ich habe mich in den ersten 2 Jahren fast von allem zurückgezogen. Jeder Gang nach draußen ist eine Qual. Jede Feier eine Tortur. Ich denke oft, ich habe „Sterbefall“ auf der Stirn stehen.


Eigentlich möchte ich über mein Kind reden, aber jedes Reden tut gleichzeitig wahnsinnig weh.

In den Nächten fängt das Gehirn an zu rattern. Jede Sekunde bis zum Tod meines Sohnes erlebe ich wieder. Am Anfang in jeder Nacht.

Das eigene Kind zu verlieren ist ein Schmerz, den kann ich nicht so richtig beschreiben. Ich habe Beklemmungen, so als drücke mir jemand den Hals zu oder es liegt jemand ganz schweres auf meiner Brust. Das Herz rast und tut fürchterlich weh. Die Gedanken überschlagen sich. Ich leide seit dem Tod meines Sohnes unter stressbedingten hohen Blutdruck.


Viele Freunde wollten mich durch irgendwelche „Aktionen“ schnell wieder zu einem fröhlichen Menschen machen. Diese Aktionen (Feiern, Kino, Essen) habe ich ihnen zuliebe mitgemacht. Mit sehr mäßigem Erfolg, denn ich kann die Gedanken nicht steuern und fange bei irgendwelchen Liedern, Situationen und Gesprächen einfach an zu weinen. Gott sei Dank habe ich Freunde, die sehr verständnisvoll sind. Ich ziehe mich dann zurück und weine erst mal. Nach ein paar Minuten wird es dann besser. Natürlich habe ich im Laufe der Jahre gelernt, mit der Trauer umzugehen, sie ganz tief nach unten zu vergraben und so die Tage lebbar zu machen. Ich habe auch das Lachen wieder. Kein schlechtes Gewissen, auch mal wieder an mich zu denken, aber die Trauer wird mich den Rest meines Lebens begleiten. Die Gänge zum Grab sind immer noch nicht leicht, aber ein Weg für mich, meinem Sohn ganz nahe zu sein.


Meinem Kind, das ich unter Schmerzen geboren habe und unter Schmerzen bis zu seinem letzten Atemzug begleiten durfte.




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Kommentare 4

  • Mein Sohn wird seit dem 22.01.2020 vermißt. Er war als Koch in Waren /Müritz tätig und hatte dann den 23.und 24. 01.2022 frei. Wir hatten noch am 21.01.2020 Kontakt und auch alle seine Freunde haben über Watsup Kontakt gehabt. Wegen fehlender Unterlagen versuchte ich ihn zu erreichen, rief deswegen in seinem Hotel an und erfuhr, daß er seit einer Woche nicht mehr gesehen wurde. Ich habe dann Vermißtenanzeige gestellt. Da er aber bereits volljährig war, gab es keine Auskunft. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis, von daher gehe ich davon aus, daß meinem Sohn irgendetwas Schlimmes passiert ist. Ich komme damit nicht klar. Ich funktioniere nur noch.


    Heute ist sein 25. Geburtstag und auch der 3. Todestag meiner Oma und seiner Ur-Großoma. Wir waren uns immer sehr verbunden. Viele Freunde nehmen Anteil, verstärken aber meinen Kummer und Schmerz nur noch ins Unermeßliche.

    Fühle mit Dir 1
  • Vor einem halben Jahr starb mein Sohn mit 34 an einem Aneurysma. Er war kerngesund, hatte Sport studiert und gesund gelebt… unfassbar. Der Schmerz sitzt tief. Nein, diese Wunde wird nie heilen, nicht beim eigenen Kind. Ja, das Leben geht „weiter“, ja, man funktioniert -irgendwie. Und doch ist nichts mehr so, wie es vorher war. Und wie es tief in einem aussieht, das wissen nur betroffene Eltern.

    Die Kontakte zu ihnen sind für mich der größte Halt.

    Es gibt so viele…

    Man versteht sich wortlos, man muss nichts erklären.

  • vor 5 jahren habe ich meinen 31 jähr, schwerbehinderten sohn tobias durch magenkarzinom verloren, man lernt damit zu leben, ist immer noch schwer, da ich ihn 31 jahre lang gepflegt habe, 24 std. rundum, jetzz ist der 21.sept. sein 5 todestag und ich habe immer noch schwierigkeiten

    :traurig01::traurig01:

  • Mir ergeht es z. Zt. genau so, man fragt sich, wann man aus dem Kreisel herauskommt. Man soll funktionieren und kann es doch nicht. Alles ist so sinnlos und freudlos geworden. Es tut einfach zu weh. Mein Sohn hätte heute eine Bergführung machen dürfen, auf die er sich wochenlang vorbereitet hatte und gefreut hat. Heute ist wieder so ein schwerer Tag. Wie geht es dir momentan?