Verändert sich die Trauer mit der Zeit? Wenn ja, wie?

Verändert sich die Trauer mit der Zeit? Wenn ja, wie?

Das ist eine sehr gute Frage, auf die ich persönlich mit „Ja“ antworten würde.


Ich schreibe Dir meine persönlichen Erfahrungen mit meiner Trauer und lasse in dem Text auch andere Menschen zu Wort kommen, was sich bei ihnen verändert hat.


Wenn Du frische Trauer erlebst, wirst Du es kaum glauben wollen, dass es sich je anders anfühlen wird. Der Schmerz, den Du gerade fühlst, schnürt Dir regelrecht die Luft zum Atmen ab. Dein erster Gedanke, wenn Du wach wirst, ist die Person, die Du vermisst. Dein letzter Gedanke am Abend ist auch die geliebte Person. Manchmal gibt es Momente, in denen wir lächeln würden, aber wir sind ja in der Trauer und deswegen überschattet diese alle Momente. Die Dunkelheit ist in unser Leben eingezogen, wir wünschen uns, dass die Welt stehen bleibt, dass die Nacht nie vergehen möge und vor allem, dass Stille herrscht. Die Trauer ist schwer zu ertragen, das Leben verliert seine Leichtigkeit.


Wenn andere Menschen unseren Weg kreuzen, beim Einkaufen, Spazieren gehen, sehen wir sie lachend / fröhlich und denken uns: "Merkt denn kein Mensch, was mir passiert ist?" Auch werden sich in der Zeit der Trauer Menschen aus Deinem direkten Umfeld von Dir abwenden, weil sie mit dieser Situation oder mit Dir nicht mehr umgehen können. Es wenden sich auch Menschen ab, weil sie die Trauer nicht in ihrem Alltag haben möchten, oder weil es sehr belastend für sie ist, sich mit trauernden, traurigen Menschen auseinanderzusetzen, oder sie in der eigenen Nähe zu haben. Für manche begleitende Personen unseres Lebens (Freunde, Bekannte usw.) hat sich nichts verändert, weil sie die Bindung zu unserem Verlust nicht haben. So schwer es für uns auch ist, in ihrem Leben hat sich nichts verändert, sie müssen nicht mit diesem Schmerz, mit Deinem Schmerz durch diese Welt gehen.


Das Erste, was sich oft verändert ist, dass manche Menschen einfach auf Abstand gehen und Dich allein mit deiner Trauer lassen. Sie werden sich weniger melden, mit der Erwartung, wenn es irgendwann „gut“ ist, dass Du Dich bei diesen meldest. Aber bedenke, Du bist nicht allein mit den Gefühlen, um so trauriger ist, dass uns Menschen allein lassen, die sich Freunde nannten. Aber Freund ist man nicht nur in guten Zeiten, sondern auch in der schwersten Zeit unseres Lebens. Wahre Freunde sind ehrlich und wenn ihnen Worte fehlen, dann sagen sie es auch. Wenn sie mit der Situation nicht umgehen können, dann geben sie es auch zu. Freunde fragen nicht, wie es Dir gerade geht, weil sie es spüren, wenn es Dir nicht gut geht. Menschen, die eine Bindung mit Dir aufgebaut haben, lassen keine Floskeln los, sondern nehmen Dich tröstend in den Arm. Menschen die Dich lieb haben, hören Dir schweigend zu, auch wenn Du deinen Schmerz unzählige Male wiederholst. Das sind Wünsche, die ich in der Trauer verspürt habe, die in vielen Momenten einfach ein Wunsch geblieben sind und so brachte die Trauer mit sich, dass zusätzliche „Abschiede“ von Menschen kamen, die noch leben, aber die nicht mehr gewollt haben, dass ich ein Teil ihres fröhlichen Lebens bin. Dabei werden auch sie sich irgendwann im Stich gelassen fühlen, weil sie einsam mit ihrer Trauer sein werden. Jeder Mensch wird im Laufe seines Lebens einen Verlust erleiden.


Wenn Du Dich auf die Suche machst, begegnen Dir auch Menschen, die Dich und Deine Gefühle auf ihre Art und Weise nachempfinden können. Die vieles in ihrem eigenen Leben erlebt haben, die Erfahrungen mit der Trauer gemacht haben und bereit sind, Dir zuzuhören. Der eine oder andere wird Dir seine eigene Lebenserfahrung weitergeben und Du bekommst das Gefühl, ich bin nicht allein. Du bist nicht allein, denn jeden Tag erleben sehr viele Menschen einen schweren Verlust.


Lesen wir, ob und wie sich Trauer bei anderen Menschen verändert mit der Zeit:



Ich weiß gar nicht, ob sich meine Trauer überhaupt verändert hat.


Sie kommt und geht, wie in Wellen, mal ist sie schwächer, mal wieder unglaublich präsent. Und wenn sie sich gerade mal wieder in meinem Leben breit macht, stelle ich fest, dass die gleichen Gefühle mich wieder und wieder überkommen, auch wenn ich dachte, das sind Dinge, die ich bereits verarbeitet hätte.


So wie die Vorwürfe, die ich mir mache, dass ich meinem Papa nie gesagt habe, wie sehr ich ihn liebe und dass ich nie mit ihm über seine Krankheit gesprochen habe. Es gibt Phasen, da glaube ich, dass er einfach wusste, wie lieb ich ihn hatte. Und es gibt Phasen wie jetzt gerade, wo es mich fertig macht, dass ich es ihm nie gesagt habe...


Meine Trauer hat sich nach 2,5 Monaten verändert:

Ich denke meine Trauer hat sich nicht verändert, sie hat mich geändert.

Ich musste ohne Vorwarnung lernen mit tiefem Schmerz zu leben,

mit verschwommenem Blick zu sehen, weil die Tränen es nicht zugelassen haben. Die Seele wollte nicht das, was wirklich war/ist.

Heute sehe ich wieder viel klarer, verstehe besser, aber Liebe + Vermissen sind noch genauso.


Meine Trauer hat sich nach 16 Wochen

wie folgt verändert:


Sie ist tiefer, verzweifelter, schmerzhafter und zum Teil auch wütender geworden, da die Endgültigkeit, dass er nicht zurück kommt, es nie wieder so sein wird wie es war, mir erst langsam wirklich bewusst wird. Am Anfang stand im Vordergrund, dass mein Mann keine Schmerzen mehr hat, es eine Erlösung war für ihn gehen zu dürfen.


Meine Trauer hat sich in knapp 1 Jahr

insofern verändert, dass ich sie als zukünftigen Teil meines Lebens sehe und auch akzeptiere. Zu Beginn war meine Trauer eine Mischung aus Wut, Ohnmacht, Nicht-Wahrhaben-Wollen, unkontrollierbar. Und die Trauer hat mich reifen lassen, ich bin (trotz meines Alters) noch einmal ein Stück erwachsener geworden.



Meine Trauer hat sich nach 1 Jahr und 20 Tagen

wie folgt verändert:


Erst jetzt fange ich an, das Geschehene wahrzunehmen, zu begreifen, dass er wirklich nicht mehr wiederkommt. Seit ein paar Tagen kann ich an ihn denken, ohne in eine Starre zu fallen und nur zu weinen. Er ist seitdem intensiver bei mir...immer...aber es entwickelt sich zu einer Erinnerung in Liebe und Dankbarkeit, sogar mal mit einem Lächeln in meinem Gesicht. Klar, mein Herz ist noch schwer und tut sehr weh, und ich sehe mir oft sein Bild an und denke weinend..."Komm zurück!"


Dazu muss ich wohl noch erwähnen, dass ich vor kurzem 6 Wochen lang in einer sehr guten psychosomatischen Reha war.

Dort wurde mir in langen, tiefen Gesprächen klar gemacht, dass er nicht zurückkommt, neue Denkanstöße verpasst und der Weg aus dem totalen Tief gezeigt.


Ohne diese Reha würde ich heut nicht schon wieder aufrecht stehen.



Meine Trauer hat sich nach 1 Jahr und 1 Monat

um meinen Papa insoweit verändert, dass ich sie gerade nicht wirklich einordnen / "kategorisieren" kann.

Aktuell fühle ich sie fast jeden Tag, was aber vielleicht damit zusammenhängt, dass ich mich im Rahmen einer Hausarbeit mit ihr automatisch (intensiv) beschäftige. Es ist aber nicht so "schlimm" wie kurz nach seinem Tod. Und doch gleichzeitig ist das Vermissen und Sehnen immer noch schmerzlich.


Es ist eine seltsame Mischung aus "er ist tot und ich muss damit klarkommen, ob ich will oder nicht." und "wie, er ist tot? Unmöglich!". Manchmal (regelmäßig, besonders beim Einkaufen) kommt eine Trauerattacke am Tag hoch. Oft auch nachts.

Die Trauer ist definitiv nicht mehr so wie am ersten Tag und gleichzeitig aber auch nicht "leichter" oder "gewöhnungsbedürftiger" geworden.



Meine Trauer hat sich nach 1 Jahr und 3 Monaten


dahingehend verändert, dass ich Wolfgangs physische Abwesenheit akzeptieren kann. Die anfänglich oft empfundene Verzweiflung und Wut sind komplett der Dankbarkeit und ewigen Liebe gewichen. Trotzdem bleibt weiterhin die Suche nach ihm, wo er ist und ob dort wirklich alles so gut ist, wie wir hier nur hoffen können.


Meine Trauer begann sich nach ca. 1 Jahr und 9 Monaten

wie folgt zu verändern:


Der tiefe Schmerz, ihn verloren zu haben, wandelte sich langsam in Dankbarkeit für 48 schöne gemeinsame Jahre.

Der Zorn, die Ohnmacht, die Wut und die Frage nach dem Warum quälten nicht mehr so sehr.

Ich begann ganz langsam, mich dem Leben wieder zuzuwenden und mir ein eigenes Leben aufzubauen.

Ich habe eigene Interessen entdeckt und zugelassen.

Ich fand das Leben wieder lebenswerter und nicht mehr als ein tiefes, dunkles Loch, das mich versucht zu verschlingen.

Trotz immer wiederkehrender wehmütiger Momente, ist mein Leben, nach nun 32 Monaten, die meiste Zeit wieder schön und lebens- / liebenswert geworden.



Meine Trauer hat sich nach 2 Jahren,

in einem kleinen Schritt zum Begreifen gewandelt. Das war am Anfang nicht möglich. Es ist noch immer unbegreiflich, dass ein Mensch nicht mehr existiert. Alles ist fort. Aber die Zeit hat für mich eine neue, andere Existenz mit meinem geliebten Mann entstehen lassen. Er ist immer noch präsent, aber eben anders. Viele Gespräche mit ihm, wenn auch von mir kommend, haben Hoffnung keimen lassen, nicht total getrennt zu sein. Es kommt der Tag der ewigen Zweisamkeit.

Bei seiner Ankunft im Reich der Ewigkeit hat ihn unser geliebtes Töchterchen Christiane empfangen. Und auch die vielen lieben Familienmitglieder. Nun warten sie auf mich.



Meine Trauer hat sich nach 2 Jahren und 3 Monaten

wie folgt verändert:


Ich weiß, dass ich wieder lachen darf und soll, ich weiß, dass ich nicht nur funktionieren muss und dass ich glücklich bin, meinen Mann 36 Jahre an meiner Seite haben zu dürfen.. Seinen Platz in meinem Herzen wird er nie verlassen.... Alles wird lebbarer, die Erinnerungen aber immer stärker!!!



Meine Trauer hat sich nach 2 Jahren und 4 Monaten

wie folgt verändert:


Erst habe ich sie verdrängt, dann erlebte ich Schmerz fast bis zur Ohnmacht und jetzt ist sie für mich lebbar geworden.



Nach 3 Jahren in meiner Trauer

denke ich gerne an die gemeinsamen Erlebnisse zurück und versuche immer wieder, dies in Gesprächen zu erwähnen, auch wenn andere dies nicht hören wollen!


In den letzten 3 Jahren hat da schon eine ganz klare Entwicklung bei mir stattgefunden. Meine Trauer hat an Schwere verloren und sich eher in eine Mischung aus Wehmut, Vermissen und Bedauern umgewandelt.


Die tiefen Täler des Trauerschmerzes, Wehklagens und Jammerns scheinen überwunden, es ist wieder mehr Leichtigkeit in mein Leben getreten, und ich bin dankbar für das, was ich in der Krankheits- und Sterbephase tun konnte, sowie für viele andere Erinnerungen und Ereignisse.


Natürlich sind die Erinnerungen oft präsent, aber sie sind jetzt leichter zu ertragen, und auch die immer wieder auftretenden (und eigentlich völlig absurden) Schuldgefühle winken mir nur ab und zu mal aus weiter Ferne zu. Ich habe gelernt, Realitäten anzunehmen und das Schicksal zu akzeptieren, vor allem in den Bereichen, in denen ich ohnehin keinen merklichen Einfluss habe.

Das kostet wesentlich weniger Energie, als sich ständig dagegen zu wehren... Manchmal schwebt über mir noch so eine leichte "Dunstglocke", wo es mir dann schwerer fällt, das alles so anzunehmen, aber ich denke trotzdem, dass ich da auf einem guten Weg bin.

Tägliche "Dialoge" mit meiner Mutter gehören genauso in meinen Lebensalltag, wie die Auffassung, das Leben zu genießen, sich mal was zu gönnen und einfach die verbleibende Zeit sinnvoll zu nutzen, die ich auf dieser Erdkugel noch habe.



Meine Trauer hat sich nach fast 3 Jahren


insofern verändert, dass sie nicht mehr meinen Alltag bestimmt, dass ich Tage habe, an denen sie nicht präsent ist.

Dagegen gibt es auch Momente, in denen ich einfach nur die Sehnsucht verspüre, nach den vertrauten Stimmen, Gesichtern, nach der Möglichkeit, zu den Eltern nach Hause zu kommen und nicht so endgültig erwachsen und allein zu sein.

Ich bin (immer noch) sehr dankbar.

Mama muss nicht mehr leiden. Sie hat keine Schmerzen mehr.

Bin ich traurig? Natürlich!

Aber hätte ich die Wahl.... Ich weiß nicht...



Meine Trauer hat sich nach 3 Jahren


zu einem Miteinander verändert, es kommen immer mal wieder Zwiegespräche auf.



Meine tiefe, schmerzvolle Trauer hat sich nach 3 Jahren


in Vermissen, Erinnern und steten Gedanken gewandelt... Bei meinen Angehörigen fand ich Trost, wenn es diesen gibt, im erlöst worden sein. Das Leben geht und muss weitergehen, aber völlig anders als zuvor. Viele Prioritäten wurden bedeutungslos...

Oft fühle ich mich hilflos, einsam, alleine gelassen... dennoch kommt immer wieder Hilfe, ganz unerwartet... Wobei ich auch dankbar bin, dass ich ein Stück des Weges mit meinen Lieben gehen durfte... Innige Liebe endet niemals!




Meine Trauer hat sich nach 3 Jahren und 6 Monate


um meinen Mann Mike verändert, sie ist stiller geworden und nicht mehr so heftig. Trauerlöcher gibt es an manchen Tagen immer noch und manchmal können sie auch richtig tief sein. Aber ich habe gelernt, das dann auszuhalten, weil ich weiß, dass es auch wieder besser wird. Ich bin weiterhin sehr dankbar, dass er in der schlimmsten Zeit seines Lebens die Corona-Phase nicht mehr erleben musste, sondern vorher erlöst wurde.


Die Trauer um meine Mama war von Anfang an davon überstrahlt, dass sie jetzt von diesen wirklich furchtbaren Schmerzen erlöst wurde. Ich vermisse meine Mama, bin aber gleichzeitig sehr dankbar, dass sie nicht mehr so leiden muss.

Die Trauer um die beiden und um unsere Schildkröte wird wohl für den Rest meines Lebens bei mir bleiben, aber ich weiß, dass sie stiller und auch leichter werden wird. Vermissen werde ich sie immer.



Meine Trauer hat sich nach 3 1/2 Jahren

wie folgt verändert:


Zunächst war es ein stechender, körperlich zerreißender Schmerz. Ein Stück meines Herzens wurde herausgerissen und ein großer Stein lag auf meinem Herzen.


Langsam, wirklich langsam, wurde daraus ein Gefühl von Schmerz, der nicht mehr so heftig weh tut, ein Gefühl des Vermissens, wenn ich an mein Kind denke. Die Traurigkeit übernimmt (den Schmerz) in manchen Augenblicken.


Heute bin ich in der Lage, auch Dankbarkeit (dass ich mein Kind 24 Jahre haben durfte) zu empfinden.



Nach 3 Jahren und 6 Monaten hat sich meine Trauer

so verändert:


Ich weine nicht mehr, wenn ich sein Bild ansehe, stattdessen lächle ich ihm zu.

Ich denke nicht mehr an die schmerzvolle Zeit, sondern an die tolle Zeit mit ihm.

Ich frage mich nicht ständig, wie er etwas gemacht hätte, oder ob er mit meinen Entscheidungen einverstanden wäre, ich entscheide selbst.

Ich vergrabe mich nicht mehr zu Hause, sondern gehe aus, habe ganz neue Interessen gefunden.

Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass mein Leben zu Ende sei, sondern nur ein Abschnitt davon.

Ich sehe die Zukunft nicht mehr als dunkles, angsteinflößendes Loch vor mir, ich freue mich darauf was sie mir noch Gutes bringt.



Trauer bedeutet m.E. zu 90% Vermissen.


Die verstorbene Person zu vermissen.

Verliere ich meine Handtasche mit all meinen Papieren, ärgere ich mich über die Lauferei. Geld habe ich nie viel dabei, aber die EC-Karte, die man sofort sperren lassen kann.

Verliere ich meinen Schlüssel kommt der Schlüsseldienst und kassiert kräftig ab.

All diese alltäglichen Dinge sind ersetzbar.

Aber stirbt ein geliebter Mensch, bedeutet das einen Verlust auf Ewigkeit. Diese Endgültigkeit ist grausam.

Anfangs nahm ich sie wahr, als ob eine eiskalte Hand mein Herz berührt.

Im Laufe der Jahre ist es besser geworden, aber ich habe immer noch "Heulattacken" und die stehen meinen Lieben zu!


Meine Trauer hat sich nach knapp 4 Jahren

wie folgt verändert:

Meine quälenden Fragen nach dem " Warum" und " Hätte ich es doch anders gemacht" sind verblasst, ebenso wie die Gefühle von Hilflosigkeit, Angst, Verzweiflung und Zorn. Meine Leere im Herzen ist nun gefüllt von Dankbarkeit und Liebe. Durch kleine Erfolgserlebnisse habe ich mich langsam ins "normale" Leben zurück geschlichen und dabei neue Wege gefunden.



Meine Trauer hat sich nach bald 4 Jahren

wie folgt verändert:

Ganz am Anfang meiner Trauer dachte ich, die Welt und die Zeit bleiben stehen, nichts ging mehr. Heute weiß ich, dass ich so stark bin um es zu schaffen. Es geht beides miteinander - das Trauern und das Glücklich sein.



Meine Trauer hat sich nach 4 Jahren

zu einer lebensbegleitenden Wehmut verändert.


Meine Trauer hat sich nach jetzt ca. 6 Jahren

so verändert:

Dass ich jetzt sehr gerne an die schönen Zeiten denke, ohne gleich loszuweinen.

Ich bin unsagbar dankbar dafür, dass diese Menschen in meinem Leben waren.



Meine Trauer hat sich nach 8 Jahren und 6 Monaten

kaum verändert, aber die Akzeptanz setzt allmählich ein, die Tränen laufen nicht mehr so oft und ich bedanke mich für schöne Dinge, die mir passieren, bei Mama. Weil mein Kopf glauben will, dass sie das "aus der Ferne" verursacht, damit es mir besser gehen soll. Das tut mir gut und so lebt sie mein Leben weiterhin mit mir zusammen bzw. ich mit ihr.



Meine Trauer hat sich nach 8 Jahren und 10 Monaten

wie folgt verändert:


Der Schmerz ist weg. Ich denke immer wieder an Reiner und freue mich über unsere gemeinsame Zeit. Oft muss ich dabei lachen. Nur bei besonderen Anlässen, wie der Hochzeit unseres ältesten Sohnes, kommt ein tiefes Bedauern zurück, dass er das nicht miterleben darf. Obwohl es mir jetzt gut geht, werde ich nie begreifen, dass er einfach gehen musste.


Meine Trauer hat sich nach 10 Jahren verändert...

Am 10. Todestag von meinem Papa stand ich alleine an seinem Grab...und da war auf einmal nur der Gedanke...es ist gut so wie es ist!

Woher der Gedanke kam, weiß ich nicht, aber die verzweifelte Trauer hat sich in diesem Moment in eine "liebevoll erinnernde Trauer mit einem Lächeln" verwandelt...


Meine Trauer hat sich nach 14 1/2 Jahren

wie folgt verändert:

Nach dem nie gekannten Schmerz, der plötzlich wie eine eiskalte Hand nach dem Herzen griff, kamen viele, viele Tränen. Im Laufe der Jahre fühle ich meinen Vater immer noch nah bei mir und die wunderschönen Erinnerungen (ich erinnere mich immer noch an seine Stimme, sein Lachen, seinen Gang) haben den Schmerz gemildert. Immer noch stellen sich Tränen ein und das inzwischen liebend-schmerzliche Vermissen wird mich begleiten bis zum Wiedersehen.


Meine Trauer hat sich nach 18 bzw. 8 Jahren

wie folgt verändert:


Ich habe gelernt, mit dem Verlust zu leben und fühle weiterhin meine Eltern ganz nah. Unter 100 Stimmen würde ich noch heute die Stimmen meiner Eltern erkennen.

Ich weiß auch, dass mir nie wieder jemand so weh tun kann, außer dass ich zu einem Pflegefall oder ähnlichem werde, wie meine Eltern mit ihrem Tod.

Viele Ratschläge oder Verhaltensweisen meiner Eltern verstehe ich erst heute, wo ich selbst älter werde...

Was sich nie verändern wird, ist meine Liebe zu ihnen, und die Hoffnung auf ein Wiedersehen.



Deine Trauer wird sich verändern...

Wie Du gerade gelesen hast, verändert sich die Trauer. Wir könnten darüber jetzt philosophieren, ob der Schmerz wieder weniger wird, oder ob wir uns an den Schmerz gewöhnt haben und dieser nicht mehr die Stärke wie am Anfang der Trauer besitzt. Jeder hat seine Gefühle und das ist auch in Ordnung.


Im ersten Trauerfall hat sich meine Trauer nach einem Jahr verändert, sie wurde intensiver. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, warum das zweite Trauerjahr für mich persönlich schwerer war als das erste. Meine Antwort darauf ist, weil ich im ersten Jahr sehr viele Momente mit Angst erlebt habe und die Angst überschattete sehr viele andere Gefühle. Angst vor dem ersten Geburtstag, Angst vor Weihnachten, Ostern, dem ersten Jahrestag.


In dem zweiten Jahr habe ich bewusst eher das Vermissen und den Schmerz erlebt, weil ich wusste, wie sich all die Tage anfühlen ohne die geliebte Person.



Was ich Dir auf den Weg geben möchte:

Jeder Verlust, den wir erleben ist unterschiedlich, man kann Trauer miteinander nicht vergleichen. Da spielen sehr viele Faktoren eine Rolle.


Trauer ist Arbeit, man kann an seiner Trauer aktiv arbeiten. Aus Erfahrung möchte ich Dir sagen, wenn Du versuchst vor dieser wegzulaufen, holt sie Dich irgendwann wieder ein. Trauerarbeit ist schwer, aber nur so kann sie sich verändern.


Vergleiche Dich nicht mit anderen Menschen, was sie alles geschafft haben, denn Du bist nicht die anderen. Deine Trauer braucht Zeit und Raum. Und auch kleine Schritte sind Schritte.


In der Trauer gibt es kein richtig oder falsch. Du musst selbst für Dich herausfinden, was Dir gut tut. Mir half es am Anfang sehr, viele Bücher zu lesen, selbst über meine Trauer zu schreiben und vor allem Kontakt aufrecht zu erhalten, zu anderen Trauernden. Ich habe Rituale entwickelt, die mir dabei halfen, mit der Trauer zu leben. Dazu gehörten Besuche des Grabes, aber auch oft gemeinsam mit meinen Lieben besuchte Orte habe ich dann alleine besucht. Am Anfang tat es sehr weh, aber der Schmerz wich den Erinnerungen an die schönen gemeinsamen Zeiten. Mein Leben hat oft die Farben verloren, aber immer wieder versuche ich diese Farben Stück für Stück wieder zu finden.


Die Liebe zu den Menschen, die wir verloren haben, diese vergeht nicht. Habe keine Angst davor, diese zu verlieren, denn sie verbindet Dich mit ihnen, bis Du selbst über die Regenbogenbrücke gehst. Mir hilft es den Alltag bewusster zu erleben, weil ich dran glaube, dass die Zeit hier auf Erden nur ein Teil des Ganzen ist. Auf welche Art und Weise es ein Wiedersehen geben wird, kann ich Dir nicht beantworten, aber die Hoffnung drauf erhellt schon jetzt meine Welt.


Viele Dinge, die ich in der Trauer erlebt habe, könnte ich als Zufall abstempeln, aber da müsste es zu viele Zufälle geben. Ich sage mir immer, meine Träume in der Nacht sind ein Tor in die andere Ebene und ein Tor zu meinen Liebsten.


Suche Dir Menschen, die Dich und deine Trauer verstehen. Ein Ort könnte die virtuelle Welt des Internets sein, wie z.B. unser Trauerforum, aber auch gibt es in vielen Orten / größeren Städten Trauergruppen und Trauercafés. Aus dem Schmerz wird irgendwann die Dankbarkeit für die schöne gemeinsame Zeit. Auch bei Mamas, die ihr Sternchen verloren haben, gab es die gemeinsame Zeit, wie mir eine Freundin liebevoll immer wieder berichtet.


Verliere nicht die Hoffnung, dass die Zeit wieder lebbarer wird und die Farben des Regenbogens wieder in dein Leben zurückkehren. Habe Geduld mit Dir und lasse Dir Zeit für deine Trauer. Nur Du selbst entscheidest, welches Tempo für Dich das richtige ist. Lasse nicht zu, dass andere über Dich bestimmen, wie lange Du zu trauern hast und wie schnell Du Dich in Deinem neuen Leben nach Tag X zurecht zu finden hast. Es ist deine Trauer, es ist Dein Leben und nur Du bestimmst, was für Dich der richtige Weg ist. Andere können Dir neue Impulse für Dein Leben geben. Du kannst sie annehmen oder wieder verwerfen.


Ich wünsche Dir auf deinem Trauerweg, dass Du nicht allein bist und Du offene Ohren findest, die Dir zuhören. Menschen, die an Deiner Seite sind und Dich ein Stück Deines Weges begleiten.


Anmerkung der Redaktion: Der Verfasser ist der Redaktion bekannt. Die Nutzung ist nur für den privaten persönlichen Gebrauch gestattet. Jede darüber hinausgehende Nutzung, insbesondere die private und gewerbliche Vervielfältigung, Änderung, Verbreitung egal in welcher Form oder Speicherung von Texten bzw. Textteilen, bedarf der vorherigen ausdrücklichen Zustimmung des Betreibers von meinetrauer.de. Das Urheberrecht verbleibt beim Verfasser des Textes.

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