Bis zum letzten Atemzug – Mein Sohn verstarb an agressive myeloische Leukämie

Bis zum letzten Atemzug – Mein Sohn verstarb an agressive myeloische Leukämie


Mein Sohn war plötzlich am 11. September 08 (ein wahrlich unvergessenes Datum) krank.

Er hatte AML (agressive myeloische Leukämie). Er musste alles durchleiden, Chemo, Transplantation (6 Wochen hermetisch abgeschlossen), 12 Knochenstanzen, noch mal Chemo. Danach 1 Jahr Ruhe und Hoffnung.

Dann der Schlag: Die AML war wieder da.


Er sollte wieder transplantiert werden, doch er bekam eine Lungenentzündung.

Die letzten 6 Tage lag er im künstlichen Koma.

Ich war jeden Tag bei ihm. Habe ihn angeschaut, mit ihm geredet, ihm vorgelesen, ihm Mut zugesprochen und immer wieder gesagt: „Der liebe Gott lässt einen so jungen Vater wie Dich nicht sterben. Dein Sohn braucht Dich doch… Wir brauchen Dich!“


Am vorletzten Tag seines Lebens hatte sein Bruder die Nachtwache übernommen. Plötzlich kam ein ihm fremder Arzt und fragte, ob der junge Mann Familie hätte und jemanden hinterlassen würde.

Mein Sohn war so geschockt, dass er mich unter Tränen zu Hause anrief. Ich versuchte,ihn zu beruhigen und zu trösten und sagte ihm, er solle vorsichtig nach Hause kommen. Marcel würde das schon schaffen!!!

Ich hatte eine sehr unruhige Nacht, und morgens um 5 Uhr hatte ich das Gefühl…. mein Kind ruft nach mir.

Ich musste unbedingt in die Klinik, konnte aber nicht mehr selber fahren.

Ich rief meine Freundin an, und zusammen mit ihr fuhr ich zur Klinik, die wir um 8 Uhr erreichten.

Marcel ging es gar nicht gut, aber er lebte noch.


Wir verbrachten den Morgen zusammen oder einzeln bei Marcel. Mittags gegen 1/2 1 Uhr gingen wir sogar noch was essen.


Eine Stunde später wurde ich unruhig und wir gingen zurück. Im Zimmer war alles wie immer, nur die Geräte sagten mir, es wurde schlimmer und Marcel bekam immer weniger Luft in seine Lungen.


Gegen 14.05 Uhr kamen die Ärztin und Marcels persönlicher Pfleger rein. Der Pfleger stellte sich hinter mich, die Ärztin redete mit mir und sagte, Marcel würde es leider nicht schaffen. Er läge im Sterben.


Sie kontrollierte die Beatmung, stellte den Ton des Überwachungsgerätes ab und hielt Marcels Hand, ich die andere.

Meine Freundin saß mir schräg gegenüber und anhand ihrer Tränen konnte ich sehen, was ich auf dem Monitor nicht mehr sehen konnte…… Mein Kind starb…. Marcel machte den letzten Atemzug um 14.13 Uhr.

Ich habe mein Kind am 22.08.1983 geboren und habe ihn am 25.02.2008 wieder gehen lassen müssen.



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Kommentare 7

  • Mir tut es sehr leid was Ihr erlebt habt und geliebte Menschen zu verloren zu haben .Ich bin gerade in dieser Situation.Mein Bruder ALL…..meine Stammzellen Spende im letzten November….Leukämie im Januar wieder da……nun liegt er mit Lungenentzündung im künstlichen Koma und die Situation ist sehr kritisch.

    Es ist so hart……

    Marion

    • Liebe Marion.

      bin neu hier und lese die Geschichte, die ich auch mit meinem geliebten Sohn erlebt habe.

      Auch die akute Leukämie. Er war 38 Jahre und hatte noch so viel vor.

      Ich wage nicht zu fragen, ob Dein Bruder es geschafft hat......

  • Hallo ihr Lieben, wir haben das unfassbare Ende Oktober 2016 erlebt. Unsere 16 jährige Tochter ist mit ihrem Motorrad tödlich verunglückt. Seit dem steht die Welt für uns still. Wir habe keine vorstellung, wie die Zukunft sich für uns gestalten soll. Es tut so unfassbar weh.

    Liebe Grüße an alle Trauernden

  • An Sie und alle anderen trauernden Mütter,

    ich habe mit meiner geliebten Tochter ein ähnliches Schicksal erlebt.Sie hatte auch Leukämie ALL(akute lymphatische Leuk.)Sie hat das alles auch durchlitten und wurde sogar ein zweites mal transplantiert.Dazwischen lagen nur sechs Monate,dann der Rückfall.Alles nochmal durchleiden und am Ende doch verloren.Das ist jetzt 2 1/2 Jahre her,aber der Schmerz überfällt mich immer noch regelmäßig.Sie hat zwei Kinder,die zum Zeitpunt ihrer Erkrankung 3 1/2 und 8 Jahre alt waren.Wenn die beiden nicht da wären,ich weiß nicht,wo ich dann wäre.Sie starb kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag.Der Tod des eigenen Kindes bleibt unfassbar,auch wenn der Verstand es besser weiß.Und niemand kann diesen Schmerz wirklich verstehen,trotz aller Bemühungen.Die einzigen Menschen,denen ich mich in meinem Leid verbunden fühle seid ihr,die anderen trauernden Mütter.Dazu kommt noch der Kummer,dass die beiden ohne Mama aufwachsen müssen,auch wenn sie von ihrem Vater und der ganzen Familie wirklich gut aufgefangen wurden.Und das mein Kind,so voller Energie und Lebenswillen,Plänen und soviel Mut nicht weiter leben durfte.

    In meinem Herzen umarme ich euch,Mütter!

    • Liebe Magdalena, es gibt im Grunde keinen Trost und keine Worte für diesen Schmerz.

      Mein Sohn mit 38 Jahren hat das gleiche durchlitten, vergebens.

      Innerhalb von 5 Monaten war es vorbei.

      Ein fröhlicher strahlender Junge, der in den 5 Monaten zum Schatten seiner selbst mutiert ist.

      2 Tage nach der Knochenmarktransplantation.....

      Jeder Tag ist aufs neue eine Qual, wenn ich immerzu die letzten Bilder vor Augen habe.

      Das schlimme ist, wir müssen damit weiter leben.....

      Ich weiß wie es Dir geht.

  • Es gibt für dieses unfassbare Geschehen keine Worte!

    Aber ich kann mitfühlen denn ich habe vor 3 Wochen meinen 10 monat alten Sohn verloren!

    am 26.12 2015 bekamen wir die Diagnose Leberkrebs!Durchgehend 4 monatsaufenthalt in der Klinik. Immer auf und abs. Immer diese Hoffnungen es wird alles Gut. Dutzende Hochdosis Chemos einige Operationen. 1 Woche davor wurde uns gesagt es gibt keine Hilfe mehr und mein Sohn musste unter starken Schmerzen neben uns am erbrochenen ersticken.

    Dieser Schmerz und es kann keiner kann einem helfen!

    Und man kann mit keinem darüber sprechen, da keiner einem wirklich versteht!

    Aus tiefen Herzen eine Mama!

    • Hallo ich kann euch alle verstehen. Habe auch einen Sohn verloren fast 5 Jahre. Sehr krank mit Gehirntumor. Ich war bis zu seinem letzten Atemzug bei ihm. Es tut so weh!