Warum ist das passiert???

  • Hallo,
    ich (30) habe hier schon oft über euren Schmerz gelesen. Aber ich habe das Gefühl, das ich das "allein" auch nicht mehr schaffe.


    Mein Lebensgefährte ist am 17.08.2007 im Alter von 39 Jahre verstorben.Dieser Tag war eigentlich ein ganz normaler Tag,wir haben uns morgen ganz lieb verabschiedet; eben wie immer...


    Als,ich dann am nachmittag nach dem Einkauf nach Hause kam,sollte es der schrecklichste meines Lebens werden. Ich wollte die Einkäufe in die Küche bringen und habe noch rumgescherzt, da ich wusste mein Freund war schon daheim. Es lag noch der Duft vom Duschbad in der Luft, aber aus dem Bad drang kein Ton. Also bin ich nachschauen gegangen und was ich dort zu sehen bekam, werde ich in meinem Leben nie vergessen. Mein Freund, saß in sich zusammengesackt auf einem Stuhl.Ich wusste gleich, das etwas schlimmes passiert war. Er hatte ganz blaue Lippen und er kam mir unendlich kalt vor. Ich habe ihn geschrien, ihn geschüttelt, geboxt und gerüttelt, es war keine Reaktion mehr da, auch seinen Puls habe ich nicht mehr gespürt. Diese Sekunden und dieses Bild,wie er so hilf- und leblos da saß, hat sich so in meine Gedanken und Gedächtnis gebohrt. Natürlich habe ich sofort den Notarzt gerufen,der auch sofort kam. Alle haben sich nach Kräften bemüht und 1 Stunde lang alles probiert,aber sie konnten ihn nicht mehr zurückholen. Er war schon tot, als ich ihn gefunden habe. Die Diagnose des Notarztes lautete Verdacht auf Herzschlag.


    Seit diesem Tag ist alles anders. Mein Leben ist total aus den Fugen geraten. Wir waren fast 10 Jahre zusammen. Und er fehlt mir so unendlich ! In den auch noch so kleinen und banalen Sachen,merkt man es besonders.Er war mein bester,Freund,engster Vertrauter und mein Lebensgefährte. Meine Familie und Freunde waren und sind immer für mich da. Aber ich habe das Gefühl,das ich alle nur noch nerve,wenn ich ihnen davon erzähle. Ich habe mir auch ein Schutzschild nach außen zugelegt,ich spiele die starke,toughe Frau, obwohl ich mich inenrlich doch so schutzlos fühle. Es hat sich auch gesundheitlich ausgewirkt,ich habe Herzrythmusstörungen,Herzrasen und Bluthochdruck bekommen.Die kleinsten Übel sind dagegen,sich nichts mehr merken zu können und einfach nicht mehr die richtigen Worte zu finden,weil alles wie weggeblasen ist.


    Ich habe manchmal das Gefühl,es nicht mehr zu schaffen,manchmal einfach durchzudrehen. Es kommt dann immer die Angst in mir hoch,das mir das gleiche passiert wie ihm. Ich weis,das ist reine Kopfsache,aber manchmal ist es schwer damit umzugehen.


    Gern würde ich jetzt noch mehr schreiben,aber ich weis nicht,ob sich so einen langen Text überhaupt durchliest. Ich würde mich jedenfalls sehr über eure Worte freuen,vielleicht gibt es Menschen,die ähnliches erlebt haben und darüber reden wollen.


    Viele Grüße


    Sabine

  • Liebe Sabine,


    ja, ich kenne auch das Gefühl, wenn man seine Liebsten gerade bei den alltäglichen Dingen schmerzvoll vermißt. Auch wenn ich nicht meinen Lebensgefährten verloren habe, kenne auch ich das schmerzliche Verlangen, jemanden ganz nah zu sein. Ihn wieder zu spüren und zu halten.
    Hier brauchst Du keine Angst haben, das Du jemanden "nervst". Viele von uns kennen auch dies Gefühl ,gerade da herrscht hier ein großes Miteinander und ein riesen Verständnis.
    Und Du hast auch nicht "zuviel" geschrieben.....nein, hier wirst Du ernst genommen und findest sicher etwas Trost.
    Hier brauchst Du auch deine "Mauer" nicht. Alle sind hier sehr lieb und kennen den Schmerz des Verlustes nur zu gut.
    Sei bitte lieb in den Arm genommen..... :troest:

  • Hallo Sabine!
    Ich möchte dich ersteinmal ganz lieb :knuddel: und :troest: .Es ist grauenvoll wie unbarmherzig das Schiksal zuschlägt.Für die Nicht-Betroffenen geht das Leben einfach weiter.Für uns aber nicht.Trauer dauert solange,wie sie eben dauert.Man kann sie nicht per Knopf ein und ausschalten.Das können die anderen nicht nachvollziehen.Wie denn auch?!Es ist schließlich nichts mehr wie es war.Hier haben wir alle für jeden ein offenes Ohr und sind füreinander da.Du wirst sehen das jeder Verständnis für den anderen hat.Mir persöhnlich hat das Forum sehr geholfen und ich hoffe,das wir dir auch helfen können.Du bist mit deiner Trauer und deinem Schmerz nicht allein.Hier kannst du dir alles von der Seele schreiben,wenn du magst.Liebe,traurige Grüße von Bettina.

  • Hallo ihr Lieben,


    nur zu gut kenne ich diesen Schmerz.


    Nichts ist mehr so wie es mal war. Mein erster Mann lag tot neben mir im Bett. Alle Versuche ihn wieder ins Leben zurückzuholen, waren vergebens. (Herzversagen) Er war damals erst 23, ich 21 und meine Kathleen 3. In diesem Moment brach die ganze Welt zusammen, die man sich aufgebaut hatte. Am Anfang waren alle noch für einen da, sagten, machten und taten. Aber das hielt nicht lange an. Nach einer gewissen Zeit, wollte keiner mehr so richtig was davon hören. Man vermiet über den Tod meines Mannes darüber zu reden. Nicht mal mehr sein Name wurde erwähnt. Kann ich nicht begreifen! Wie kann man so was nur tun. Man stand plötzlich mit dem ganzen Leid alleine da .Und dann kamen solche verantwortungslosen Sprüche wie, sieh nach vorn, es muss doch weiter gehen usw. Wie habe ich diese Sprüche gehasst. Ich war damals froh, dass ich meine Kathleen hatte.


    Aber……………….. :traurig01:
    das erbarmungslose Schicksal wollte, dass ich dieses Leid noch 1000 mal stärker erfahren sollte. Am 15.Oktober.1996 verunglückte meine Sonne Kathleen mit 16 Jahren mit dem Moped tödlich. Diese Leute die damals bei meinen Mann so geredet hatten taten es jetzt wieder. Erst ganz großes Beileid und Betroffenheit aber dann wieder diese Sprüche. Als Außenstehende ist es immer leicht gesagt du musst, du sollst……


    Für diese geht eben das Leben weiter. Für uns aber nicht. Für uns ist es stehen geblieben. Es fehlt eben was. Aber man kann doch seine Trauer nicht einfach wie ein Buch schließen und zur Tagesordnung übergehen. Ich werde mich nie und nimmer mit dem Tod von meiner Kathleen abfinden. Egal wie lange es schon her ist. Sie ist und bleibt mein Kind…….


    Ich bin froh, dass es das Forum gibt. Die hier lieb geschriebenen Zeilen, von Menschen, die man gar nicht persönlich kennt, aber so einfühlsam sind, haben mir schon sehr viel geholfen. Gleiches Leid ist halbes Leid. Jeder hat für das Leid des anderen sehr viel Verständnis. Hier gibt es kein du musst, du sollst usw. sondern ganz viel Herzenswärme, die wir hier alle brauchen.


    Viele liebe :traurig01: Grüße Ilona mit Kathleen im Herzen.

  • Hallo an alle die ihr mir geschrieben habt, sorry,das ich keine Namen nenne, aber glaubt mir, jeder von euch hat mir so viele liebe und tröstende Worte gespendet.


    Ja, seit diesem Freitag, 15.45 Uhr, ist nichts mehr,wie es war. Eigentlich wäre ich an diesem Tag viel früher daheim gewesen,da ich aber eine Kollegin vertreten hatte,wurde es doch erst später. Immer diese Gedanken,was wäre, wenn gewesen. Es muss Schicksal gewesen sein... Seitdem ist jeder Freitag ein komischer,schmerzlicher Tag.
    Dieses Bild vor mir,wie er da saß,sich vorher noch in der Wanne erbrochen hatte und es ihm bereits getrockneter Speichel am Mund langlief;das hat sich so furchtbar eingebrannt. Auch als der Notarzt kam,hab ich die ersten Minuten der Wiederbelebungsversuche mitbekommen,jedoch wie in Trance. Ich hatte von Anfang an dieses eigenartige Gefühl,das jede Hilfe zu spät kommt,ich kann es nicht beschreiben...


    Nachdem der Notarzt den Tod festgestellt hatte und er sich nicht sicher war,wurde noch die Polizei und die Staatsanwaltschaft hinzugezogen. Ab diesem Zeitpunkt vergingen noch einmal fast vier grausame Stunden, indem mein Eike in unserer Küche lag. Die Staatsanwaltschaft, bestätigte dann den Verdacht des Notarztes, auf Herzschlag. Was es jedoch wirklich gewesen ist,weis ich bis heute nicht,eine Obduktion wurde nicht angeordnet. Seine Eltern wollten es auch nicht und ich hatte,als "nur" seine Lebensgefährtin nichts dazu zu sagen. Das Verhältnis zu seinen Eltern,die schon lange Zeit geschieden sind und beide neue Partner haben,ist nicht so gut. Ich möchte auch keinen Kontakt mehr zu ihnen. Als das Bestattungsunternehmen kam,konnten wir uns nocheinmal verabschieden,aber ich habe das zu diesem Zeitpunkt nicht übers Herz gebracht. Meine Mutti hat es getan und ich hätte es auch tun sollen. Wir sollten ihn im Bestattungsinstitut,Montags nochmals sehen können. Als dann dieser Tag kam,wurde uns jedoch sehr dringend davon abgeraten,da er sich lt. Bestatter, sehr stark und schlimm veränder hätte;"so etwas schlimmes haben wir lange nicht mehr gesehen,gerade bei so einem jungen Mann",das waren die Worte. Seitdem ist dieser Gedanke eben noch mehr da,was ist ihm passiert!!! Ich hoffe nur,das er nicht leiden musste und er keine Schmerzen hatte;das zerreißt mich fast.


    Meine Herzbeschwerden,werden schon vom Arzt behandelt und ich muss ziemlich starke Medikamente nehmen. Früher haben wir viele Partys gefeiert und diese waren auch oft feuchtfröhlich. Seitdem kann ich nichts mehr vertragen,es haut mich wörtlich am nächsten Tag aus den Latschen. Ich habe einfach Angst davor,das ich wirklich schlimmere Panikattacken bekomme,immer wenn dieses komische Gefühl in einem hochsteigt... Bisher konnte ich mich immer wieder runterfahren,aber ich hatte auch schon Tage,wo das sehr schwierig war und ich das Gefühl hatte einfach durchzudrehen. Kennt ihr sowas auch??? Ich nehme Johanniskraut seitdem ein und manchmal auch Baldrian. Ich habe Angst davor,irgendwelche starken, hemmenden Sachen einnehmen zu müssen,ich will das nicht,es muss doch auch so in den Griff bekommen zu sein.


    Wie ich schon geschrieben habe,zeige ich mich nach außen immer sehr stark. Und es ist tatsächlich so,das einige inzwischen denken,ich habe es überwunden. Selbst mein Vati konnte es vor kurzem nicht glauben,als ich ihm die Wahrheit erzählt habe. Er dachte,ich wäre fast drüber hinweg. Ich habe eine sehr liebe Familie und auch liebe Freunde,aber keiner will mehr dieses Thema wirklich ansprechen.


    Ich weis,er fehlt uns allen und das Loch,was er hinterlassen hat,kann man nicht kitten. Er war immer so lebenslustig, lebensfreudig,das optimistische Steh-Auf-Männchen,für alle da und immer zur Stelle,um zu helfen. Leider war sein Leben nicht so perfekt,wie er es wollte. Es fehlte immer das nötige Geld,um sich selbst einmal etwas leisten zu können,er hat immer und immer wieder neues probiert um beruflich etwas zu erreichen. Diesbezüglich wurde er von seinem Vater und der Stiefmutter nur ausgebeutet,er hat geschuftet und die anderen haben sich das Geld eingestrichen. Aber er hat immer nur das Gute gesehen. Ich glaube,das hat ihn auch innerlich zerfressen...


    In mir ist soviel Trauer und auch Wut,eben auf diese Menschen,die es nicht gut gemeint haben mit ihm! Und er fehlt mir eben so unendlich. Selbst wenn ich zu seinem Grab gehe,kann ich es nicht begreifen,das er jetzt da unten liegen soll und ich ihn niemals wieder sehen werde. Das einzigste was mir noch geblieben ist, sind unsere gemeinsamen Hunde,sie geben mir die Kraft,jeden Tag wieder neu aufzustehen und den Tag zu überstehen.


    Ich würde mich freuen,wieder von euch zu hören.


    Seid alle ganz lieb von mir gegrüßt


    Sabine

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