Vater heute verstorben

  • Nein, warum sollte er in einer Einrichtung sein?

    Ich wollte damit nur ausdrücken, dass er das vermutlich noch intensiver empfindet, mit der Trauer, da es ja quasi ungefiltert auf ihn einprasselt.

    Wir haben jetzt einen Termin bei seinem Psychiater, der aber keine Trauerbewältigung anbietet, erhoffen uns aber Tipps, an wen konkret wir uns wenden können und wie er kurzzeitig damit umgehen kann.

  • Ich wollte Dir auf keinen Fall zu nahe treten. Da ich den Zustand Deines Sohne nicht kenne und es möglich wäre, dass er tagsüber in einer speziellen Schule, Einrichtung usw. sein könnte, habe ich nachgefragt.


    Auf alle Fälle eine gute Idee mit einem Psychiater zu sprechen um geeignete Behandlungen für Deinen Sohn zu finden. Ist für Dich als Tochter schon schwer genug, den geliebten Vater zu verlieren und als Mutter blutet einem das Herz, wenn man das Kind leiden sieht.


    Wünsche Dir, Deinem Sohn und der ganzen Familie viel Zusammenhalt und Kraft!


    Gabi

  • Alles gut, ich habe mich nicht angegriffen gefühlt. Ich war nur über die Frage verwundert.

    Mein Sohn bekommt jetzt erst mal alle vier Wochen Hilfe und wird im Trauerprozess beobachtet, dass man mit einer Psychotherapie anfangen kann, sollte es über das normale Maß an Trauer hinausgehen.


    Wir waren vorhin bei Papa in der Aufbahrungs-Halle.

    Zuerst bin ich alleine hin gefahren.

    Ich konnte Papa erkennen. Wenn man sich die Prellungen und Wunden des Aufpralls und die Verfärbungen weg gedacht hat, konnte man meinen, dass er schläft. Ich dachte die ganze Zeit, dass er gleich die Augen wieder öffnet.

    Ich hatte sehr gehofft, dass es mir hilft, ihn dort liegen zu sehen.

    Ich habe das trotzdem nicht zusammen gebracht, dass das mein Vater ist, der dort liegt.

    Glauben kann ich es immer noch nicht.

    Ich habe ihn an den Händen, an den Armen, am Oberkörper, hab ihn an den Wangen gestreichelt, ihm nochmal gesagt was mir wichtig und wie wichtig er mir war gesagt und ihn auf die Stirn geküsst.

    Das natürlich alles unter Tränen, die wie ein Bach liefen.

    Danach war ich komischerweise ruhig.

    Auch als ich hinterher mit meinem Sohn und den restlichen Familienmitgliedern dort war, konnte ich es gut aushalten, auch ihre Trauer.

    Mein Sohn hat gestern einen Brief geschrieben, den er ihm vorgelesen und auf die Brust gelegt hat. Er hat ihm auch ein Küsschen gegeben und hinterher gesagt, dass er froh ist, nochmal dort gewesen zu sein.

    Morgen wollen sie noch einmal hin gehen. Danach wird Papa überführt.

    Ich weiß nicht, ob die anderen jetzt nicht loslassen können oder warum sie noch einmal hin wollen. Vermutlich weil es morgen endgültig wird, ihn nie mehr zu sehen.

  • Liebe Laura,

    es dauert oft länger, bis man akzeptieren kann, dass diese neue Situation jetzt die Wirklichkeit ist und kein Traum, aus dem man aufwachen kann. Auch jetzt, nach über einem Jahr, denke ich mir öfter: das muss ich meinem Armin erzählen. Oder ich höre ein Geräusch an der Haustür und denke: jetzt kommt er nach Hause. Es braucht einfach Zeit.

    Du fragst dich, warum deine Familie deinen Vater nochmal sehen will. Aber trotz vieler Gemeinsamkeiten trauert jeder doch anders, und wenn es ihnen ein Bedürfnis ist, ihn ein weiteres Mal zu sehen, dann ist das eben so und für sie genau so richtig.

    Das "Loslassen", das ist auch so eine Sache. Als ich meiner Trauerbegleiterin damals sagte: "Ich kann ihn nicht loslassen", da sagte sie: "Das müssen Sie auch nicht."

    Loslassen hieße für mich, zu vergessen, was war, meinen Mann irgendwie aus meinem Leben zu streichen und weitermachen wie zuvor, nur ohne ihn. Aber wenn du hier im Forum schon mehrere Beiträge von Menschen gelesen hast, die den Trauerweg schon etwas weiter gegangen sind, dann wird dir vielleicht auffallen, dass viele von "liebevoller Erinnerung" sprechen. Und genau so versuche ich das jetzt auch, und es tut gut. Ich spreche immer noch mit meinem Mann, frage mich, wie er in manchen Dingen entschieden hätte. Ich wünsche ihm einen guten Morgen und eine gute Nacht. Kann mich mit weniger Schmerz an die schönen gemeinsamen Zeiten erinnern. Aber auch das geht nicht von heute auf morgen. Trauern mit all seinen Facetten ist eben ein Prozess und erfordert oft viel Geduld. Und die wünsche ich dir.

    Liebe Grüße

  • Liebe Laura,


    vielleicht magst du dir einmal die Bücher von R. Kachler über Trauer und Flor Schmidt ansehen? Da geht es nicht um loslassen sondern darum die Liebe weiterzuleben....

    Ihr seid ja im Trauerschock und jetzt gilt: Ein Tag um den anderen und erstmal alles zu organisieren und für deinen Sohn und dich zu sorgen, das ist schon ganz viel. Vielleicht findet ihr ja auch über den Bestatter einen Seelsorger der jetzt alles ein wenig begleitet bzw wo du reden kannst , das ist nur ein Impuls uns hat es so sehr geholfen. Ich hab mich auch oft gefragt warum die anderen Familienmitglieder so oder so reagieren und war auch geschockt über die Mitmenschen...

    Bleib bei dir und deinem Herzen denn es ist so groß und hol dir alle Hilfe die ihr braucht. Wir haben Trauer nicht geübt und es ist ein so tiefer Schmerz...

    Für dich und deinen Sohn alles Liebe im Schweren .

  • Danke euch.

    Ich hoffe, dass ich es irgendwann greifen kann.

    Es ist gerade einfach alles viel zu viel und ich bin massiv überfordert.

    Meine Oma liegt mit 96 Jahren im Pflegeheim und kommt nicht an den Tod und mein Vater muss mit 66 Jahre gehen. Das ist einfach so unfair.

    Dann habe ich nächste Woche eine Biopsie, da hoffe ich natürlich inständig, dass es doch irgendwie gut ausgeht. Aber all das sind Sorgen, die ich im Moment selber trage und ja auch noch mittragen muss, von meinem Jungen.

    Ich versuche mich zusammenzureißen und stark zu sein, gerade für ihn.

    Das kann ich ihm nicht auch noch antun. Ich bin seit jeher alleinerziehend.

    Natürlich trauert jeder anders, aber ich werde mich von meiner Familie etwas distanzieren im Moment.

    Die Luft ist irgendwie angespannt und meine Sorgen zählen nicht wirklich, da die Trauer vermutlich gerade alles überschattet. Meine Schwester und Mutter machen vieles zusammen, Mama wohnt auch gerade bei ihr, aber man merkt einfach, dass deren Band wesentlich fester ist.

    Mein Bruder hat seine Frau an seiner Seite und seine beiden kleinen Jungs.

  • Liebe Laura,


    ich kann gut nachvollziehen, wie es für Dich im Moment sein muss. Und das Gefühl der totalen Überforderung kenne ich auch, ich stecke momentan da auch ganz tief drin. Nehme mich auch wegen meinem Sohn zurück, dem es gar nicht gut geht.

    Dass Du da jetzt alleine "kämpfst" und keinen Rückhalt hast tut mir sehr leid! Kannst Du Dir professionelle Hilfe und Unterstützung suchen?

    Du hast Recht, jeder trauert anders und trotzdem ist die Trauer ein so tiefer Schmerz, den man kaum beschreiben kann. In solchen Phasen des Lebens können auch schon länger schwelende Probleme ans Tageslicht gelangen, habe ich jedenfalls die Erfahrung gemacht.

    Für die Biopsie wünsche ich Dir einen guten Ausgang und, dass Du Dir gesundheitlich nicht noch weiter Sorgen machen musst!


    Dir und Deinem Sohn viel Kraft und etwas Licht in diesen schwierigen Zeiten!


    Gabi

  • Hallo zusammen,


    heute sind es genau 18 Wochen seitdem mein Papa gestorben ist.

    Er fehlt mir so unendlich und die Träume, in denen er lebendig ist, sind die schlimmsten. Papa ist nach wie vor mein erster Gedanke am Morgen und mein letzter am Abend.

    Einen Tag vor Papas Beerdigung ist auch meine Oma gestorben.

    Ich muss gestehen, dass mein einziger Gedanke war, dass sie sich damit nun auch noch etwas Zeit hätte lassen können.

    Papas Tod hat einfach alles überschattet.

    Trotzdem war es einfach alles viel zu viel in viel zu kurzer Zeit.

    Die Trauer übermannt mich oft aus heiterem Himmel.

    Zwischenzeitlich haben wir das erste Osterfest ohne Papa gefeiert und seinen Geburtstag, ohne dass er bei uns war.

    Er fehlt. Er fehlt so unbeschreiblich sehr.

    Ich war immer ein ,,Papa-Kind“.

    Wenn es je eine Person in meinem Leben gegeben hat, auf die ich mich blind verlassen konnte, die immer für mich da war, dann war er das.

    Ich hätte ihm einfach noch so viele Lebensjahre gewünscht.

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