Vater heute verstorben

  • Hallo,

    ich weiß gar nicht, wo mir der Kopf steht.

    Heute Morgen rief mich meine Mutter in heller Panik an, mein Vater würde bewegungslos in seinem Hobby-Keller liegen. Aus Gewohnheit hatte er sich da eingeschlossen.

    Einen Notruf hatte sie bereits abgesetzt. Ich bin ins Auto gesprungen und hin gefahren, da wurde ich schon von einer Sanitäterin in Empfang genommen und zu meiner Mutter in den RTW gebracht.

    Man könne das Haus nicht betreten, da die Monoxid-Melder der Feuerwehr angegangen wären und man unter Atemschutz reingehen müsste.

    Das war scheinbar ein Fehlalarm.

    Jedenfalls konnte man letztlich nichts mehr für meinen Vater tun.

    Er hatte sich morgens einen Kaffee gekocht und war in den Keller gegangen.

    Aus seiner Kaffeetasse war nicht viel getrunken worden.Laut Kripo, die auch noch kam, war in eine leere Tasse daneben Blut rein gespuckt worden. Er selbst lag auf dem Boden und es muss eine Menge Blut aus seinem Mund gelaufen sein.

    Meine Theorie ist, dass es ganz plötzlich gekommen sein muss. Er wird das Blut bemerkt haben, es in die Tasse gespuckt haben und wird nach oben gegangen sein wollen und beim Aufstehen war es dann schon zu spät und er ist auf den Boden gefallen.

    Ich bin so fassungslos. Gestern habe ich doch noch mit ihm gesprochen und Donnerstag war er noch zum Check-up beim Arzt.

    Er war doch mein über alles geliebter Papa, der immer alles für uns getan hat, der mir bei jedem Problem zur Seite stand. Auch mit meinen 37 Jahren.

    Er wollte seine gerade angetretene Rente genießen (er war 66) , hatte so viele Pläne und jetzt ist er einfach tot?

    Ich kann das alles noch gar nicht glauben. Mich schüttelt ein Heulkrampf nach dem anderen, mein Herz rast und mein Blutdruck ist auch viel zu hoch.

    Das war so plötzlich und unerwartet. Mein lieber Papa… wie realisiert man das?

    Ich habe tausend Fragen und ich weiß nicht, ob ich ihn nochmal ansehen soll. Halte ich ihn in Erinnerung wie er war oder gehe ich nochmal hin? Das wird mich bestimmt verfolgen, aber ich würde mich auch so gerne verabschieden.

    Hatte er noch Panik? Hätte man was tun können, wenn man ihn direkt gefunden hätte? Niemand weiß, ob er direkt tot war. Vielleicht war er nur ohnmächtig und es bestand noch die Möglichkeit?

    Mein Vater war immer mein Held, unverwüstlich und unverwundbar. Ich kann es nicht begreifen….

  • Liebe Laura,


    mein aufrichtiges Beileid, ich fühle mit Dir.

    Auch wenn man selbst etwas älter ist, ist der Verlust eines Elternteils groß, verliert man doch einen Teil seiner eigenen "Wurzeln". Ich denke auch, dass Du so kurz danach noch in einer Art Schockzustand bist.


    Ich wünsche Dir und dem Rest Deiner Familie viel Kraft :kerz005:


    Gabi

  • Laura nochmal hier.

    Danke für die bisherige Anteilnahme.

    Ich kann es immer noch nicht glauben.

    Wie ist es denn? Sollte man die verstorbene Person nochmal ansehen? Ich weiß wirklich nicht, ob ich das packe.

    Das wäre dann das letzte Bild, das ich von ihm im Kopf habe und das wird sich einbrennen. Aber andererseits will ich ihn ja auch nochmal sehen, mich verabschieden, damit es auch Wirklichkeit wird. Sonst denke ich die ganze Zeit, dass er gleich die Treppen hoch kommt.

  • Ich kann Dir jetzt nur von meiner Warte aus beschreiben, wie es für mich war, als meine Mutter starb. Ich wollte sie noch sehen, mein Bruder hat mich dann dazu überredet, es nicht zu tun. Das ist am 15. Februar 18 Jahre her und ich bereue es bis heute, dass ich mich nicht traute. Aber ich denke, auch bei mir hätte sich dieses Bild eingebrannt. Ich kann Dir nur raten, wenn Du jetzt Zweifel hast, Dich aber trotzdem dazu entscheidest, Deinen Papa noch einmal zu sehen, nur in Begleitung eines Dir nahestehenden Menschen.


    Viel Kraft und eine Entscheidung, die sich für Dich richtig anfühlt!


    Gabi

  • Ja, ich habe mich auch dazu entschieden ihn nochmal anzusehen. Ich muss ihm einfach noch ein Küsschen geben und ihm Danke für alles sagen. Dass ich ihn schmerzlich vermisse und er der beste Vater der Welt war.

    Es ist einfach die letzte Chance ihn noch ein letztes Mal in diesem Leben zu sehen.

    Ich würde es sonst mehr bereuen, es nicht getan zu haben.

  • Ich habe meinen Mann nicht nochmal gesehen. Ich wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie er mich das letzte Mal angesehen hat.

    Im Krankenhaus hatten sie ihn schon in die Pathologie gebracht, nicht mal in einen Raum zum verabschieden. Ich war ganz alleine dort. Ich hätte dieses Bild nie wieder aus dem Kopf bekommen. Das hätte er auch nicht gewollt denke ich.

    Ich frage mich manchmal, ob das die richtige Entscheidung war, aber ich denke schon.

  • Hallo Laura,

    es tut mir so leid zu hören, dass du durch so eine unglaublich schwere Zeit gehst. 😢 Es ist völlig verständlich, dass du fassungslos bist und viele Fragen hast. Der Verlust eines geliebten Menschen, insbesondere eines Elternteils, ist eine der schmerzhaftesten Erfahrungen, die man durchleben kann. Dein Vater hatte anscheinend eine sehr wichtige Rolle in deinem Leben, und es ist normal, dass du um ihn kämpfst.


    Es gibt keine „richtige“ Art, mit Trauer umzugehen, und jeder erlebt sie anders. Es ist in Ordnung, Gefühle von Verwirrung, Wut, Traurigkeit und sogar Schuld zu empfinden. Du kannst mit jemandem darüber sprechen, sei es ein Freund, ein Familienmitglied oder ein Therapeut, um die Gedanken und Gefühle zu verarbeiten.


    Ob du ihn noch einmal ansehen sollst oder nicht, ist eine sehr persönliche Entscheidung. Es gibt keine falsche Wahl, und es ist wichtig, auf sich selbst zu hören.


    Liebe Grüße,

    Trauernde2.0 (Laura)

  • Die Ereignisse haben sich heute total überschlagen. Wir hatten einen Termin in der Praxis, wo er seinen Check-up zwei Tage zuvor gemacht hatte.

    Zuvor rief aber die Sachbearbeiterin der Kripo an, die seinen Leichnam beschlagnahmt hatten.

    Die Version von gestern, dass er so stark aus dem Mund geblutet hätte, wurde von ihr revidiert (sie hatte Fotos vorliegen). Er hat scheinbar aus Mund und Nase geblutet und die Blutlache war etwa 30cm und länglich.

    Wir haben das hinterher seinem Arzt erzählt (dieser machte im Anschluss die Leichenschau bei meinem Vater, aber wir wissen noch nicht, ob das seine Theorie untermauert hat). Also erstmal waren seine Blutwerte und sein EKG vom Donnerstag einwandfrei und mustergültig. Seine Theorie ist, das die Blutung gar nichts mit dem Tod meines Vaters gemeinsam hat. Er vermutet eher, dass Papa Nasenbluten bekommen hat (was nicht selten war), weil die Temperatur im Keller so niedrig war und in dem Moment Kammerflimmern bekommen hat und das Herz leer gepumpt hat, ohne Blut zu transportieren. Andere Möglichkeit wäre der plötzliche Herztod.

    Ich weiß von einer Freundin, dass Kammerflimmern nicht schmerzhaft ist. Andererseits weiß ich auch, dass der plötzliche Herztod grauenhaft schmerzhaft sein soll, in dem Moment, wo er Betroffene ereilt.

    Das lässt mir keine Ruhe.

    Ich habe nochmals um Rückruf vom Arzt gebeten, der meine Eltern auch gut privat kennt.

    Ich muss wissen, ob er nach der Leichenschau jetzt bei dieser Theorie bleibt. Ihm werden ja auch von der Kripo die Bilder der Auffindesituation gezeigt worden sein und ich will wissen, ob es doch zu viel Blut war für Nasenbluten (die Kripo-Beamtin hat das in den Raum geworfen). Ich will wissen, ob sein Gesicht schmerzverzerrt war oder nicht. Das hatte ich ganz vergessen schon die Beamtin am Telefon zu fragen. Ich will einfach, dass er es nicht mitbekommen hat, dass ihm Schmerz und Panik erspart geblieben sind. Laut Beamtin, spricht vieles dafür, dass er nicht gekrampft hat, da seine Beine ziemlich gerade waren, als wäre er direkt umgefallen.

    Ich habe im Leben noch nicht solche psychischen Schmerzen gefühlt.

  • Liebe Laura,


    den Worten von Sonnenstrahlenglanz kann ich mich nur anschließen, Dir Unterstützung bei der Trauerbewältigung zu suchen.

    Letztes Jahr am 11. Mai verstarb meine Schwägerin. Mein Bruder hatte kurz danach die Gelegenheit, sich einer Trauergruppe anzuschließen. Diese Treffen haben ihm bei der Trauerbewältigung in einem geschützten Rahmen unter Mitbetroffenen sehr geholfen. Auch einzelne Gespräche mit Psychologen usw. können eine wertvolle Unterstützung sein.


    Ich wünsche Dir, dass Deine Fragen beantwortet werden können und Du und Deine Familie etwas zur Ruhe kommen könnt.


    Ganz liebe Grüße


    Gabi

  • Liebe Laura,

    auch mein Mann ist sehr plötzlich verstorben, eine "Herz-Kreislaufgeschichte", wie der Notarzt sagte. Er wirkte friedlich, als ich ihn fand, und ich hatte nicht den Eindruck, dass er gelitten hatte.

    Mein Sohn und ich wussten zunächst auch nicht, ob wir meinen Mann noch einmal sehen wollten. Ein Mitarbeiter des Krisennotdienstes hat uns dazu geraten, und obwohl es nicht einfach war, bereuen wir es nicht. Ich hatte nochmals die Möglichkeit, mich von ihm zu verabschieden, habe ihn ein letztes Mal gestreichelt und ihm einen Kuss auf die kalte Haut gedrückt. Wir haben ihm beide etwas mitgegeben, mein Sohn einen Brief, und ich einen kleinen, selbst gehäkelten Glücksbringer, den ich ihm einmal geschenkt hatte. Ich glaube, ich hätte es bereut, wenn ich ihn nicht noch einmal gesehen hätte, aber jeder Mensch ist anders.

    Ich wünsche dir, dass du die für dich richtige Entscheidung triffst.

    Mitfühlende Grüße

  • Mein Sohn macht mir aktuell richtig sorgen. Er ist 17 und Asperger-Autist. Er hat jetzt riesige Angst, dass wir anderen Familienmitglieder ihn auch so früh verlassen und uns sowas passiert. Er weint nur. Gestern Abend hat er sich gar nicht beruhigen können und einen richtigen Weinkrampf bekommen, dass es mir schon Bange wurde.

    Hat da jemand einen Ratschlag?

  • Liebe Laura,


    ich habe einen Sohn mit Down Syndrom, der autistische Züge zeigt, der im Moment auch große Probleme hat, mit dem Tod umzugehen. Ist Dein Sohn in einer Einrichtung untergebracht? So würde ich Dir empfehlen, sich mit den da eventuell arbeitenden Sozialarbeitern oder Psychologen in Verbindung zu setzen. Auch Hausarzt, Neurologen und Notfallseelsorger sind eine Möglichkeit.


    Ich fühle mit Dir und hoffe, dass Du geeignete Hilfe findest!


    Gabi

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