Jeder Tag, ein ständig neuer und wiederholter Kampf ...

  • Hallo Ihr zwei,


    "Make-up", das war jahrelang mein täglicher Begleiter. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe mich geschminkt, weil ich mich dann wohler fühlte. Weil ich den Eindruck hatte, so kann niemand hinter meine Fassade sehen. Das ging so weit, dass sogar meine Kleidung ein Teil dieser Fassade war.
    Wie anstrengend das ist, dieses "Aufrechterhalten der Fassade" wurde mir erst Jahre später klar.
    Aber manchmal benutze ich sie noch heute. Diese Fassade, ist aber inzwischen schwer geworden. Früher war ich eine Meisterin darin.


    "Lächeln", sogar das gehörte zu meiner Fassade. DAS kann ich heute nicht mehr. Gar nicht. Wenn ein Lächeln mein Gesicht "ziert",
    dann ist es heute keine Fassade mehr. Dafür ist das Lächeln heute sehr selten.


    Ballast - schwer, sehr schwer. Hat die Menschheit darum so viele Rückenprobleme?


    Ich wünsche Euch, uns, dass wir unser Gleichgewicht finden.


    Liebe Grüsse
    ascha1962

  • Hallo ascha,


    Make-up nicht als Fassade!
    Sondern dazu, um sich gut zu fühlen...


    Lächeln nicht als Fassade!
    Ein ehrliches Lächeln solls sein, um sich selbst wohler zu fühlen,
    und andere damit anzustecken!


    So in etwa:

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    Viel Spaß beim lächeln...
    liebe Grüße,
    Susi

  • Hihihi ... oh Susi ... hihihi ... geniaaaaal ... hihihi ! Genial dieser Typ ... und die anfänglichen Blicke der anderen :-O


    ascha ich kann Dich sehr gut verstehen ... einerseits legt man Make-up auf, um sich vor den Blicken der anderen zu verbergen, bzw. keine "nu is aba ma gut" Sprüche hören zu müßen - und auch das Lächeln kann schützen und die Sache vereinfachen. Ich war auch ein Weltmeister darin.


    Wie sagte die Familie gestern in dem Film "wenn Kinder sterben" - das Leben geht weiter doch man selbst ist stehengeblieben ...
    Mich hat dieser Film sehr berührt ... alles war so bekannt und nachvollziehbar und diese unterschiedliche Umgangsweise jedes Einzelnen ...


    Wichtig ist mir ein ehrliches Auftreten - ich will net mehr hinter einer Fassade sein und mich abmühen für andere ... wenn mein Lächeln/ Lachen oft nur halb gelingt oder wenig ... na und ... ich gebe was ich kann !
    wenn`s grad net mehr is, geht`s halt net. Basta !


    Ich habe festgestellt das ich oft Angst vor Kontrollverlust hatte, tlw. noch habe ... immer dieser doofe Gedanke : was sollen die anderen von mir denken ...
    mittlerweile begebe ich mich bewußt in Situationen, die für mich sonst kaum aushaltbar und sehr ängstigend waren - entweder ich halt`s aus ... oder ich breche ab ! Egal was irgendein anderer denken sollte ... pfffh !
    funktioniert ... immer ein bissi mehr ...


    Das heißt nicht unbedingt : nieder mit der Fassade (nöö, isch hab` da auch so meine "Geheimnisse" ;) ... ich will einfach nur, daß das was ich tue - für mich tue, so wie ich`s am besten aushalten kann und es mir gut tut !
    Also ... wesch mit Magengeschwür & Rückenschmerzen ;-))


    NußFloßGruß > uiih, dat schunkelt ... aber hält ;)
    Chrissie

  • Ja, so habe ich schon lange nicht mehr gelacht. Anfangs hatte ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich nur "gelächelt" habe.
    Ich kann diese "Anfangszeit" kaum beschreiben.
    Mir war es irgendwann dann auch egal, was die Leute denken. Damals, als das mit meinem Bruder und Papa war, starb ein knappes Jahr später
    mein Onkel, ich habe es daheim nicht ausgehalten. Ich war mit einer Freundin weg und habe mitten in München Schwabing einen Heulkrampf bekommen.
    Da habe ich mir die dämlichsten Sprüche angehört von "warum bleibst du nicht zu Hause ... was willst du hier ... " usw.
    Bis meiner Freundin der Kragen geplatzt ist und sie nur noch sagte "weil sie nicht allein sein kann, weil sie es daheim nicht aushält".


    So viel zur Fassade, oh weia, die ist bei mir schon oft gebröckelt.
    Aber nicht immer, auch ich habe meine Geheimnisse.


    Liebe Grüsse
    ascha1962

  • Die anderen sollen auch nicht damit umgehen ... sie können es eh nicht !


    Denke an den Film gestern ... das Umfeld ist verunsichert, weiß nicht wie man reagieren soll und sie haben Angst !


    Sie sind aber bestimmt auch sehr betroffen, nur ebenso wie wir, komplett handlungsunfähig ...
    allerdings mit dem Unterschied : SIE können aus der Situation raus ... wir sind drin und können nicht weg ! SIE können weg - auch wenn`s die andere Straßenseite ist :(


    Ich habe es anfangs nie wirklich verstanden und diese Menschen für "unmenschlich" und hart erklärt ... nun hat sich meine Sichtweise erweitert ...


    Tu Du weiterhin das was für DICH gut ist !


    NußFloßGruß
    Chrissie

  • Fremde Leute können sich schlimme Situationen, die sie nicht selbst betreffen nur vorstellen aber nicht empfinden.


    Genauso war es, als ich auf den Friedhof immer die Trauerfeiern begleitete und alle Angehörigen um den Verstorbenen weinten. Mir tat das auch sehr leid aber mich betraf das nicht.


    Eines Tages betraf es mich und das war ganz anders. Diese Gefühle kann nur derjenige nachfühlen, den es selbst betrifft.


    Von anderen Menschen kann man nichts erwarten - man muss selbst die Steine aus dem Weg räumen aber immer schön einem nach dem anderen. Nicht alle auf einmal - das wird nichts.


    Grüße an meine Floßbauerin und ascha1962


    von Trauerweide

  • Gedanken und Gefühle 3 Jahre danach …



    • ich fand Jürgen`s Idee sehr schön und mag nun (mit seinem o.K.!) meine Gedanken in Worte fassen -



    Mir passiert sowas nicht … ne … mir doch nicht – das waren meine Gedanken noch vor 3 Jahren.



    Rums … und mich hat`s dermaßen umgehauen !


    Mäuslein`s verkürzte Lebenszeit stand bald nach ihrer Ankunft ( Mäuslein ist meine Pflegetochter ) fest … eine belastende Situation, die viel Kraft forderte.
    Mich einstellen auf den Tod, habe ich allerdings nicht gelernt, wohl mich damit auseinander zu setzen … allein Mäuslein zuliebe … es waren viele Fragen und Gedanken zu diesem Thema.


    Meine 14jährige Beziehung mit A. litt, aus mangelndem Verständnis für meine Liebe zu diesem besonderen Kind. In einigen Krisen saß ich mit Mäuslein auf dem Schoß
    (... kaum Puls, flache Atmung, Schmerzen, Monitor nur am Piepen … Mäuslein sagte mir, daß ihr Schutzengel am Fußende stehen würde) … und … ich wurde von A. belächelt ...


    Nach 3 sehr schweren Tagen unter Morphin, gab Mäuslein am Karfreitag 2010 ihrem Schutzengel die Hand.
    Kognitiv sagte ich mir nur > Mäuslein, Du hast es endlich geschafft ...
    Emotional sauste ich in einer Nußschale die Niagarafälle hinab … kein Halt, kein Zeitgefühl, kein Ende …


    Die Beerdigung fand 200Km entfernt statt und wir wurden per einstweiliger Verfügung zum Fernbleiben verdonnert.


    Als bisheriger Alleinverdiener mußte ich bald wieder arbeiten … es war furchtbar ! Ich weiß bis heute nicht, wie ich diese Zeit überstand.
    A. entfernte sich immer mehr … ging lieber feiern und tanzen. Ich war schier ohnmächtig vor Trauer und Fassungslosigkeit.


    Einige Wochen später bin ich dann zusammen gebrochen … nicht nur Mäusleins Tod, sondern diese furchtbare Kälte von A., ließ mir die ganze Situation ausweglos erscheinen … ich sah keinerlei Perspektive … und wollte zu Mäuslein, die mich wieder zurück schickte ...




    „kurzer Zeitsprung“ es tut noch so weh




    Durch meine Trauer mußte und muß ich mich letztendlich alleine durcharbeiten … ich suchte mir Profiunterstützung und traf Entscheidungen.
    A. servierte mich nun komplett ab und ich sollte aus unserem gemeinsamen Haus.


    In dieser Zeit vermisste ich am meisten und vermisse es noch, Mäuslein`s Lieblingsplätze im Haus auf zu suchen ... mit Menschen zu reden, die sie kannten … Dinge die sie mochte einfach noch einmal berühren können … Mäuslein`s Pfirsichbaum im Garten (den hat sie sich ausgesucht, mit dem Gedanken an das Bleibende nach ihrem Tod) beim Wachsen zuschauen …


    Den einzigen Halt gab mir mein HundeOmmel`chen, die seit letzten Sommer bei Mäuslein ist und ihr wieder die Füße wärmen kann.
    Danach dachte ich nur noch ans Aufgeben … wozu und für wen bin ich noch hier …
    Meine Nußschale war wie eingefroren im riesigen Ozean. Ich war wieder 100te Kilometer von meinem bisher erreichten Dümpelteich entfernt.


    Mein „Eisbrecher“ war und ist mir eine große Hilfe und auch Ihr hier im Forum.
    Mir hilft es meine Gedanken zu sortieren, einfach die Dinge auch mal von einem anderen Standpunkt zu betrachten …


    Es ist nicht immer leicht … oft falle ich wieder zurück … der Schmerz packt mich und ich verkrieche mich. Ich weiß auch nicht, ob es irgendwann mal besser wird … ich weiß nur, daß dieser Schmerz mich immer begleitet und ich jetzt lediglich den Umgang damit lerne.


    Auch wenn ich lache … hier ganz oft ulkige Sachen schreibe … teils ist es „noch“ Fassade (ich arbeite dran), teils will ich mir damit Mut machen.
    Denn eigentlich möchte ich draußen, hier und in mir, endlich „echt“ sein !
    Sorry Welt … Du mußt mit mir und meinem Päckl irgendwie klar kommen.


    3 ½ Jahre mit diesem wunderbaren Kind lassen sich einfach nicht auslöschen !


    NußFloßschalenGrüße
    Chrissie

  • Liebe Chrissie,


    vielen, vielen Dank, dass Du Deine Erinnerungen, Deine Geschichte hier mit uns teilst.
    ...und sei Dir sicher, hier wirst Du nie "abserviert"..nie!!!


    Auch wenn Du ulkige Sachen schreibst, wir wissen, wies Dir geht.
    Wir wissen, dass man manchmal lacht, um nicht zu weinen.


    Also dann,


    pass bitte immer ganz gut auf Dich auf,
    herzliche Grüße,
    Susi


    Igel an Chrissie...ich halt Dei Nusschale mal fürn Moment an... :stern003:

  • Nach wie vor eine gute Idee alles einmal auf zu schreiben ... konnte traumlos schlafen, wenn auch kurz - aber egal.


    Heute geht mir nur viel von der Vergangenheit durch den Kopf ... hab` schon Kopfweh :( ,
    kann mich nicht wirklich zu irgendwas aufrappeln.


    Okay, dann halt net ... ich kann auch anders ... Stuhl vors Fenster, Füße auf die Fensterbank und ein lecker Pfeifchen (mit Cherry Tabak) schmauchen ... :raucht: ... Pott Tee dazu und ein Buch ... jau, das is schööön ;)


    Vielleicht ist das ein Nach-Nachdenken ... ? und muß so sein ... ?
    ein neues Nach-Fühlen ... ?
    Mir kugeln so viele Gedanken und Bilder durch den Kopf.
    Nur kurze Sequenzen ... und hopp ... kommt schon das nächste :?: - na ja, wenigstens kann ich beruhigt sein ... immerhin sind noch einige(?) Gehirnzellen aktiv.


    Hier ist`s inzwischen richtig gemütlich geworden ... halt von der Enge abgesehen ... aber auch Hutschachteln können gemütlich sein ;)
    Seit gestern hat meine Couch einen neuen Überwurf, im Bad ist Regal angedübelt, im Flur endlich einen Schuhschrank und in der Dusche stehen frisch gesäte Mageriten & Löwenmäulchen, bis sie raus können.


    Summa summarum ... bin ich stolz auf mich !


    NußFloßGrüße
    Chrissie

  • Hallo liebe Chrissie,


    hatte einiges zum Nachlesen....und freue mich das der Kleber an den Nussschalen anscheinend schon ein klein wenig besser zu kleben beginnt.
    Liest sich doch wunderbar was Du getan hast.
    Bei mir ist es auch so - immer so, wie ich die Kraft habe, wird etwas gemacht.
    Auch wenn manches viell. etwas länger liegenbleibt als früher... mit dem, was und wie ich jetzt bin, muss ich haushalten und leben.
    Und wir alle.
    Jetzt wird es ja auch wieder wärmer und heller draußen - auch da kann neuer Schwung herkommen.


    Liebe Grüße in Deine Nussschale schickt Dir
    Marion