was nehmen Sterbende im letzten Moment noch war?

  • Hallo,


    egal, wie sehr ich auch im Net forsche, ich finde keine Gewißheit...


    ein Mensch, der unter MSI steht und sich aufgrund einer Krebserkrankung im Delirium befindet - ob er wohl noch spürt und wahrnimmt, wenn man seine Hand hält, ihm während des Sterbens dreimal "ich liebe dich" sagt?


    Ich komme aus dem Grübeln nicht heraus.....eine Antwort ist wirklich für mich.

  • Hallo lieber Gast,


    genau weiss ich es ja nicht, aber ich bin mir sicher das Sterbende spüren das man da ist und das man mit Ihnen redet.


    Bei meiner Freundin war es so, das sie zum Schluss Morphinspritzen bekam und fast 2 Tage man keine Regung oder Bewegung erkennen konnte. 20 min. vor ihrem Tod erzählte ich ihr was und man spürte bei ihr eine leichte aber deutliche Regung auf mein gesprochenes Wort. 20min. später war sie tot.



    Aus meiner eigener Erfahrung glaube ich feste dran, das sterbende hören und spüren das man da ist und auch was man sagt, auch wenn sie keine Regung von sich geben.




    Ich würde Dich gerne hier ins Forum einladen, damit Du vielleicht etwas Trost und Verständnis finden kannst. Ähnliche Schicksale wirst Du hier im Forum finden und vielleicht magst Du Dich mit Gleichgesinnten austauschen ?

  • Hallo lieber Gast
    dies ist wohl ein sehr schwieriges thema,was dir wohl kaum jemand mit gewissheit sagen kann.
    man kann immer nur seine eigenen erfahrungen erzählen.
    es macht es aber nicht unbedingt leichter zu erzählen, wenn man gar nicht weis wen man
    was erzählt. ich denke, oft geht es betroffenen durch mark und bein vielleicht hast du lust dich mal zu registrieren.
    bis dahin wünsche ich dir alles liebe und gute,julchen

  • Hallo!


    Auch ich weiß es nicht, hab es nicht wissenschaftlich belegt, aber ich habe 3 persönliche Erlebnisse,
    die mich zu der Überzeugung bringen, dass Sterbende spüren und ihr Sterben auch steuern können.


    Mein Vater lag nach einer OP im künstlichen Koma und es gab keine Hoffnung. Wir waren bei ihm und
    er hat sich immer gerne in den Mittelpunkt gestellt und so hat er knapp 3 Stunden gebraucht, bis er
    gehen konnte und ich hab ihm auch immer wieder gesagt, dass er loslassen und beruhigt gehen kann.


    Meine Oma war fast 96 Jahre alt und fiel in eine Bewußtlosigkeit. Meine Mama - die Tochter - war bei ihr
    und machte sich dann für den Tag auf den Heimweg. Meine Oma wollte das ihrer Tochter nicht zumuten
    und ging als meine Mama auf dem Heimweg war.


    Meine Mama kam letztes Jahr ohne mein wissen ins KH und ich fand sie bereits bewußtlos, beatmet und
    ohne Hoffnung. An dem Abend konnt ich aber nicht bleiben, ich war überfordert. In der Nacht wär meine
    Mama fast gegangen, doch sie ließ sich nochmal zurückholen. Als dann mein Mann und ich am nächsten
    ihr Zimmer betraten hat sich meine Mama auf den Weg gemacht, ohne dass die Ärzte etwas umstellen
    mussten. Mama hat gesehen / gemerkt, dass ich da war und nicht alleine und dass ich ihre Hand hielt.
    Und sie wußte wie sehr ich sie liebe.


    Sterbende merken vielleicht sogar viel mehr als wir denken und je erfahren werden. Ich bin der festen
    Überzeugung, dass sie uns hören und spüren.


    Herzlichst Schwaebin

  • Ich glaube auch, dass sie merken, wenn jemand bei ihnen ist. In den letzten vier Tagen bevor mein Papa starb, war er nicht mehr ansprechbar. Wir sind ihm kaum noch von der Seite gewichen. Tag und Nacht saßen meine Mutter und ich an seinem Bett und ich hielt seine Hand. Wenn ich mal kurz für kleine Mädchen musste und meine Hand wegziehen wollte, versuchte er, sie festzuhalten. :weinen:

  • Hallo,


    Du wirst überrascht sein, wie viele Hinterbliebene es gibt, die sich mit der Sterbephase ihrer Lieben herumquälen
    und auf bestimmte Fragen keine Antwort finden oder die, so wie ich, glauben,
    sich in dieser Phase nicht optimal verhalten zu haben.
    Noch nach einem Jahr weiß ich nicht sicher, ob und, wenn ja, warum sich mein Lebensgefährte für seinen Abschied
    reflexartig eine Phase des Unbeobachtetseins "ausgesucht" hat.
    Ich hatte seinen Morphinschlaf als "Schlaf" abgehakt und nicht mehr mit ihm geredet.
    Erst nach seinem Ende begann ich mit ihm zu reden. Vorher hatte ich anstatt mit ihm mit unserer besten Freundin leise
    ÜBER ihn gesprochen. (Sie war am Ende nicht mehr dabei.)
    Das würde ich heute anders tun.


    Da ich ihn in Ruhe schlafen lassen wollte ( ich war seine letzten 14 1/2 Studen bei ihm) und der Zeitpunkt des tatsächlichen Endes ungewiss war, hatte ich ihn längst nicht mehr gestreichelt usw. Das bedaure ich heute.
    Die Hand konnte man nicht mehr halten, da beide Hände verkrampft zu Fäusten geballt waren.
    Seinem Gesicht war kein Kampf anzusehen, nur Müdigkeit und Kraftlosigkeit des vom Krebs Ausgezehrten.


    Ich habe vor, mir das Buch von Elisabeth Kübler-Ross "Über den Tod und das Leben danach" zu besorgen, dass bei Mitgliedern dieses Forums teilweise als Klassiker gilt. Kübler-Ross ist wohl die einzige Medizinerin, die sich so intensiv und systematisch mit dem Thema "Sterben" befasst hat.
    Mich beschäftigt, wie wohl viele Trauernde, die Frage, wieviel vom Bewusstsein, vom Selbst, vom Ich, von der Persönlichkeit
    ( die Begriffswahl ist schon wieder weltanschaulich bestimmt) nach dem Tode weiter existiert/ anders existiert.
    Ich möchte doch wissen, worauf sich meine Liebe gegenwärtig noch richten darf.


    Mir scheint, dass es nicht darum geht, DIE eine Wahrheit zu erfahren, sondern in diesem ungewissen Bereich eine oder einige Möglichkeiten zu finden, mit denen man leben kann.
    Einerseits will ich mich keinem Glauben hingeben (Glaube bleibt für mich, bei all seinen Vorteilen, nur das Sichabfinden mit unbewiesenen Spekulationen),
    andererseits ist DAS Glauben, das Für-möglich-halten, die einzige Chance,
    über solchen unzureichend erforschten Fragen zur Ruhe zu kommen.


    Entschuldige mein Abschweifen. Du warst offensichtlich bis zum letzten Moment anwesend, das ist das Wichtigste.
    Ihr habt euch eben wortlos verabschiedet. Aber nicht übereilt oder gehetzt, wie es im Leben oft passiert. So lange es dauerte, warst du dabei. So ist es gut.
    Ich wünsche dir bei der weiteren Suche nach Informationen und Denkanstößen viel Erfolg, außerdem viel Trost und Beruhigung.


    Leise Grüße von
    Ronny

  • Hallo!


    Die bereits gegebenen Antworten spiegeln schon sehr gut wider, welche Erfahrungen mit Sterbenden vorhanden sind.
    Unabhängig von der Weltanschauung reden diese Erfahrungen davon, dass Sterbende sehr wohl etwas wahrnehmen, das Gehör z.B. funktioniert bis zuletzt.


    Vorwürfe sollte sich niemand machen müssen, oft fehlt es ja auch an "Erfahrung" im Umgang mit Sterbenden und Menschen tun Dinge aus Unwissenheit, nicht etwa aus Absicht "falsch".
    "Falsch" machen kann man im Grunde nichts, was im Umgang mit Lebenden nicht auch "falsch" wäre.


    Lieben Gruß,
    sorgsam

  • All eure Antworten tun so gut...und haben mir mitgeholfen, meine Gedanken und Gefühle zu sortieren.




    Vorwürfe sollte sich niemand machen müssen, oft fehlt es ja auch an "Erfahrung" im Umgang mit Sterbenden und Menschen tun Dinge aus Unwissenheit, nicht etwa aus Absicht "falsch".
    "Falsch" machen kann man im Grunde nichts, was im Umgang mit Lebenden nicht auch "falsch" wäre.


    Ja, man kann es nicht üben und was quält ist, dass man "Fehler"
    im Umgang mit Lebenden wieder gut machen kann, mit Toten leider nicht.


    Ob ich einen "Fehler" machte oder es vielleicht sogar so sein mußte - ich weiß es nicht.....


    Aber folgendes weiß ich jetzt ziemlich sicher:

    das Gehör z.B. funktioniert bis zuletzt.


    Meine Worte "ich liebe dich" kamen an und sie wußte, wie sehr ich sie liebe und ich weiß um ihre Liebe.


    Und das wichtigste: eine tiefe Verbindung vergeht nicht, nur weil die Räume sich ändern !!!


    Ihr Lieben, ich danke euch von Herzen!


    Vielleicht werde ich mich tatsächlich noch registrieren, vielleicht aber brauche ich Abstand.


    Ich möchte euch aber sagen, dass es schön ist, dass es Menschen wie euch gibt.


    DANKE !!!

  • Hallo an alle ,ich war erst kurz bevor mein Sohn starb da und ich glaube er hat auf mich gewartet damit er nicht allein sterben muß.Meine letzten Worte an ihn waren "Hallo mein Schatz,Mami ist jetzt da"tief im inneren wußte ich das er stirbt obwohl es noch nicht mal die Ärzte wußten.Ich streichelte ihn und dann schlief er für immer ein.Ich mußte das Zimmer verlassen da sie versucht haben ihn zurück zu holen vergebens.....er war gegangen ohne ein letztes Wort. :k114:

  • Hallo .


    Also als meine Mutter an Krebs starb und viele Medi's bekam, erzählte mir mein Vater, er sagte ihr noch viel bevor sie starb. z.B Geschichten & sag ihr viel vor.
    Aber als er merkte, das es sich langsam dem ende zu neigt, sagte er ihr 'Ich liebe dich, mein Schatz und das für immer!'
    Und danach sah man ein kleines lächeln in ihrem Gesicht. Und auch die Ärzte sagten, dass die sterbenden alles in ihrer Umgebung mitbekommen aber nicht darauf reagieren können. Sie bekommen sogar bis 8 minuten nach ihrem tot noch etwas mit.


    Liebe Grüße & herzliches Beleid.

  • Mein Liebster hatte den ganzen Nachmittag hindurch Schnappatmung. Ich hab ihn mit Medikamenten zugedröhnt damit er sicher keine Schmerzen hatte. Dann kam sein Bruder welcher eine sehr laute Stimme hat. Gerhards Atmung veränderte sich sofort als er ihn nur durch die Tür hörte. Dann setzte sich der Bruder zu ihm und sagte: "Gerhard, ich bin da, du kannst gehn." Von diesem Augenblick beruhigte sich die Atmung bis sie ganz aufhörte (ca 5 Minuten).
    Das macht mich ganz sicher, dass er noch gehört und verstanden hat.
    Leise Grüße Iris

  • Ich habe es auch erlebt, 12 Stunden lang, am Bett meines Mannes, der mit Morphin vollgepumpt wurde. Sein Schmerz ist davon weggegangen, er hat nicht mehr so schrecklcih gestöhnt im Schlaf.
    Aber er hat noch vieles wahrgenommen, vorallem, als seine tochter kam, die über ein jahr nicht mehr bei ihm war.
    Sein Atem ist so ruhig und weich und regelmäßßg geworden, auch die Berührungen beim Einölen mit dem guten Körperöl hat ihm wohlfühlen gegeben, wir haben es beide, die Krankenschwester und ich wahrgenommen. Wir haben uns nur angesehen und es übereinstimmend festgestellt.
    Sogar, als er aufgehört hat zu Atmen, hatte ich noch eine Weile nahen
    :trauerkerze_71:
    Kontakt mit ihm, solange wir ihn gewaschen haben. Es war wunderbar zu fühlen, als seine Seele dann in großer Ruhe seinen Körper verlassen hat.
    Ich glaube feste daran.
    Friderike

  • Ich kann nur von meiner Omi berichten.



    Sie war die Mutter meiner Mutter und meiner Tante und meiner beiden Onkels gewesen. Meine Mutter war damals die ganze Zeit in den letzten Stunden vor dem Tod meiner Omi neben Ihrer Mutter im Bett gelegen. Aus den Erzählungen meiner Mutter entnahm ich später, dass Ihre Mutter, obwohl Sie nichts mehr sehen konnte, da Sie zu fast 100 % blind gewesen ist und nur noch zwischen Hell und Dunkel unterscheiden konnte, es trotzdem noch gemerkt hat, dass wer da gewesen ist !



    Meine Mutter hat Ihr die Hand gehalten und mit der anderen Hand liebevoll über die Stirn gestreichelt und mit Ihr geredet. Am Ende drückte Sie die Hand meiner Mutter da noch ganz fest und hatte ein Lächeln auf dem Gesicht gehabt und ist so eingeschlafen. Sie bemerkte Sie war nicht allein. Also hat Sie es schon noch da mitgekriegt was um Sie geschah, auch wenn Sie sich nicht mehr verständigen konnte zum Schluss. Ihr Wunsch war daheim im Kreise der Familie zu sterben und nicht im Altersheim.



    Den Wunsch haben wir Ihr ermöglicht und Sie daheim gepflegt mit Absprache mit dem Arzt und Sie immer wieder besucht. Ich denke daher, Sie hat die Besuche von Mir und die der Anderen aus der Familie schon gespürt und Sie ist glücklich eingeschlafen, weil Sie bemerkt hat Wir - Ihre Familie - waren da ! Oh Mann wenn ich drüber rede weine ich :weinen: weil Sie war ein klasse Mensch gewesen und ich vermiss Sie !



    Liebe Grüsse Thomas

  • hallo,


    ich und meine schwester waren an mutters seite als sie starb.
    sie war sehr klar im kopf und hat uns noch anweisungen über ihre trauerfeier gegeben. sie wusste das es soweit ist, hat uns jede die hand gereicht, wir haben sie geküsst und paar minuten später starb sie.
    sie war nicht alleine, was uns sehr wichtig war. es ist so schwer, denn in meinem kopf nur die bilder von mama am sterbebett habe.


    traurige grüße
    hanne

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