Die schwersten Wege werden alleine gegangen – der Tod, der Verlust, die Trauer – wir fühlen uns einsam auf solchem Weg. Manchmal sehe ich den Weg nicht oder verschwommen, weil mir die Tränen den Blick verschleiern.
Die Hände der Lebenden, die sich ausstrecken, ohne uns zu erreichen , sind wie die Äste der Bäume im Winter. Alle Vögel schweigen, man hört nur den eigenen Schritt und den Schritt, den der Fuß noch nicht gegangen ist, aber gehen wird. Stehen bleiben und sich umdrehen hilft nicht.
Manchmal wächst in mir ganz leise ein Keim von Hoffnung, die mich Licht sehen lässt in meiner Dunkelheit. Ich atme auf und schaffe die nächsten Schritte. Der Tod meines Kindes hat ganz viel von meinem Leben genommen und eine Wunde aufgerissen, die so unendlich schmerzt. Kummer lastet auf mir – jeder Schritt auf meinem Weg fällt mir schwer. Ich gehe scheinbar gebeugt wie unter einer schweren Last. Manchmal ermutigt mich ein hilfreiches Wort, erfahre eine liebevolle Begleitung. Der Weg wird leichter und ich komme gut voran. Manchmal bleibe ich auch einfach stehen, weil ich nicht wahrhaben will, was geschehen ist – ich kann den Verlust meines Kindes nicht verstehen. Manchmal scheine ich dem Ziel ganz nah zu sein: Bald habe ich es geschafft, mit dem Verlust umzugehen. Doch dann tut sich ein neuer Abgrund vor mir auf und ich falle und falle. Werde ich mein Ziel je erreichen? Wird es mit der Zeit leichter werden? Werden meine Wunden nicht mehr so schmerzen? Von Zeit zu Zeit öffnet sich plötzlich unerwartet ein Tor, wo ich zuvor nur gegen eine Mauer prallte. Ich hebe meinen Blick und versuche mich allmählich von dem zu lösen, was mir das Herz schwer macht. Es wächst ein Keim von Hoffnung in mir, dass ich lerne wieder zu leben. Ich erkenne, dass der Tod mir nicht alles genommen hat, mir bleibt der Schatz der Erinnerung. Denn diese Erinnerungen geben mir Trost und die Kraft, meinen Weg mutig fortzusetzen. Irgendwann werde ich an meinem Ziel ankommen, jedoch verändert, gereift und dem Leben neu zugewandt.