verzögerte trauer

  • hallo ihr lieben


    ich habe vor zwei jahren beide eltern verloren und dachte das ich das ganze gut verkraftet habe....man sagt sich -das ist der lauf der zeit-das leben geht weiter!
    nun nach 2 jahren bekomme ich herzrasen ,taubheitsgefühle und könnte wegen jeder kleinigkeit weinen! die ärzte sagen ...das ist die psyche! ich vermute das mich die trauer überrollt! ich bin selbstständig und hatte nach dem tod nicht wirklich zeit zu trauern....geht es hier noch jemandem so????? zwei jahre später ????


    liebe grüsse

  • Hallo, ich habe am 3. Februar meinen Opa wegen Lungenkrebs verloren.
    Ich habe ihn zusammen mit meiner Mutter gepflegt bis er gestorben ist. Er starb und ich habe mich eine Woche krank schreiben lassen. Doch auch diese Woche half mir nicht das zu verkraften....ich musste mich auf das Abitur konzentrieren und habe es auch geschafft...nun holt es mich allerdings wieder ein und ich bin depressiv, weine viel und habe mir psychologische Hilfe geholt. Und ich muss sagen es hilft! Vielleicht hilft es dir auch!

  • Mir geht es heute genauso, mein Bruder ist vor 1 1/2 Jahren gestorben und bin am Anfang meiner Selbständigkeit. Heute ist so ein Tag an dem ich nur heule ohne Grund. Keine Kraft habe und mir sage es hat doch kein Sinn die Selbständigkeit weiter zu machen.


    Ich war bei dem Tod meines Bruders direkt dabei und alleine. Das was Du erlebst kenne ich auch.


    Ich wünsche Dir viel Kraft und es ist OK sich Hilfe zu holen - auch wenn alle Welt eine andere Meinung darüber hat.


    lg cm

  • Hallo Ihr Lieben,
    deswegen haben wir unseren Forum ins Leben gerufen.
    Es heisst Ja Hilfe zur Selbsthilfe und mit betroffenen Menschen zu kommunizieren und zu schreiben hilft auch ein bisschen bei verarbeitung der Trauer. Wir versuchen für jeden ein offenes Ohr zu haben und helfen uns gegenseitig.
    Klar, Psychologen können wir nicht ersetzten und man sollte sich in jeden Fall Hilfe holen, wenn man alleine damit nicht zu Recht kommt, aber auch andere Betroffenen können sich untereinander mit zuhören und verstehen weiterhelfen.
    Ich kann Euch nur einladen, Euch bei uns anzumelden, da in den Gastbereich sehr oft nicht so gerne gepostet wird, weil es ein ungeschützter Bereich ist, dem jeder einsehen kann.
    Liebe Grüße
    Marek Jan

  • Auch ich möchte Euch ermuntern, Euch bei uns zu registrieren, denn ich weiß ganz sicher, das ihr mit Eurer Trauer nicht alleine seid. Ich zum Beispiel habe erst hier im Forum den Mut und die Kraft gefunden, über den Unfalltod meines besten Freundes vor nunmehr über 12 Jahren zu schreiben . Hier fühle ich mich nach all der Zeit endlich verstanden und darf weinen, ohne das mich jemand verurteilt, weil ja alles schon "so lange her " ist.


    Nie gelebte Trauer, unterdrückte Traurigkeit kann sehr krank machen, auch dies könnt ihr bei uns nachlesen und Euch mit Gleichgesinnten austauschen.
    Hilfe im Austausch mit Betroffenen und Anteilnahme kann weiterhelfen, nur wie Marek schon geschrieben hat, Ärzte können wir nicht ersetzen, aber wir können den Weg der Trauer vielleicht ein wenig menschlicher gestalten...


    Ein leiser Gruß
    Gelika

  • Hallo,


    sitze gerade selbst tränenüberströmt vorm Computer. Ich habe meinen Papa, den wichtigsten Menschen in meinem Leben und besten Freund, vor nunmehr drei Jahren sehr plötzlich verloren. Es ist genau wie bei Dir. Ich habe funktioniert, alles geregelt, Bankgeschäfte geregelt, mich durch Massen von Ordnern durchgekämpft, Verträge gekündigt-neue abgeschlossen, die Pflichteilsforderung der Halbschwester befriedigt.....und dachte ich komm damit einfach so weg. Seit ca. einem Jahr hat mich alles eingeholt. Ich funktioniere nach Außen perfekt, lasse niemanden von meiner Trauer was mitbekommen.....würde ja eh keiner verstehen......war ja "nur" der Vater. Aber das war eine 32-jährige Liebesgeschichte....tausende Fotos bezeugen es.


    Jetzt bin ich völlig verunsichert. Ich habe schreckliche Angst, dass es nicht mehr aufhört....der Schmerz, die Tränen, das Schweigen.
    Irgendwann muss es doch besser werden. Der Verstand weiß genau, dass dies nunmal der Gang der Dinge ist......aber mein Herz will es einfach nicht verstehen....fühlt sich wie gebrochen.

  • Lieber Gast,


    12 lange Jahre habe ich die Trauer um meinen besten Freund "versteckt", nicht zugelassen, funktioniert...
    Ich bin krank geworden. Krank in der Seele und im Herzen. Erst hier habe ich gelernt, das es wichtig ist , zu reden, zu schreiben, Trost zu erfahren...


    Jetzt erst,seit ich hier bin, lerne ich langsam, damit umzugehen, es zu verstehen und zu verarbeiten. Es ist nie zu spät, es gibt auch nie einen "falschen Zeitpunkt", seinen Schmerz zu leben und um Hilfe, oder Trost zu bitten...


    Sei ganz lieb gegrüßt und ermuntert, all das , was Du fühlst, auch zu leben...


    :k118: Diese Kerze zünde ich Deinem Vater an


    Ein leiser Gruß
    Gelika

  • ich habe vor einem Viertejahr meinen Mann verloren. Hirntumor der tückischten Art....
    Nur 8 Wochen blieben mir ab Diagnosestellung.
    Ich habe alles geregelt, bin noch dabei die Firma aufzulösen, bin umgezogen aus Kostengründen. Rente minimalst.
    Soweit bin ich sehr gefaßt, auch gläubig, und denke ich habe nun einen Schutzengel mehr...
    Aber diese Leere, dieses vollkommene Herausgeworfen werden aus dem, was man Familie, Sicherheit, das Leben für sich nennt.
    Nun sitz ich hier, allein, die Abende sind lang, Fernsehen, Computer, Freunde, nicht immer sind sie Ersatz für die vielen Gedanken, die dann spätnachts auftauchen.
    Das Sterbebett, die Sonne ging am frühen Morgen auf, als mein Mann starb. Der letzte Atemzug, die Unwirklichkeit danach.
    Was soll werden - wer bin ich alleine nur für mich - wohin - wozu - vollkommene Neuorientierung - ungewollt, Schicksalhaft wohl -
    Über dreißig Jahre mit ein und dem selben Mann, wenn auch meist schwierig, so doch vertraut. Tränen zurückgehalten, erstarrt die Psyche, verletzt die Seele, ungläubig die Wirklichkeit sehend...........
    Sein Hemdchen im Krankenhaus, so einfach, so arm, so bescheiden, so verletzlich der Mensch im Sterben.....
    Eine große Lehre für mein Leben, das nie mehr sein wird wie zuvor.
    " Ich bin gegangen, nur einen kleinen Schritt -
    und gar nicht mal weit -
    und wenn du dorthin kommst, wo ich jetzt bin,
    wirst du dich fragen,
    warum du geweint hast "
    das hab ich auf sein Sterbebild geschrieben - nun muß ich es auch glauben........und damit leben.

  • Wenn ich Eure Beiträge so lese habe ich das Gefühl zu zerreissen. Meine Schwester ist vor etwas mehr als 2 Jahren verstorben. Mitten aus dem Leben gerissen, mit tausenden neuen Ideen im Kopf, eine kleine Tochter, einen großen Sohn, einen Mann, eine Familie und viele Freunde hinterlassend. Einfach so hat der Krebs gesiegt. Mein Kopf weiß das alles, aber meine Seele ist nicht mehr komplett. Ich begreife es bis heute nicht. Ich bin auch selbständig, habe zwei Töchter, einen Mann, bin Ersatzmama für meine Nichte und für alle Menschen um mich herum stark und gefaßt. In meinem Inneren sieht es aber anders aus, wie ihr Euch denken könnt. Manchmal hab ich das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Ich finde noch keinen "Sinn" in dem Ganzen, es ist so unwirklich und unrichtig... Seit einigen Wochen habe ich endlich wieder ein wenig Kraft gefunden, hab gehofft, daß ich innerlich wirklich wieder stärker werde. Vorhin ist meine Katze überfahren worden... Jetzt kommt alles wieder hoch und ich kann nicht zur Ruhe kommen. Ich weiß einfach grad mal gar nicht weiter. Ich kann nur noch weinen und fühle mich leer und erdrückt... Ich kann all das, was ihr schreibt so sehr nachfühlen.

  • Ich hab vor 6 Jahren meine Mama verloren.
    Ich war damals 12 und habe erwartet das mir meine familie beisteht.
    Doch es kam alles anderst. Nie wurde bei uns zu Hause ein Wort darüber gesprochen und alles so weiter gelebt wie es war.
    Ich bin in Verzweiflung versunken und habe meine Trauer nie wirklich ausleben können.
    Mit Psychologischer Hilfe und der Selbsterkenntnis das seit dem vieles in meinem Leben schief gegangen ist habe ich den Fehlenden Teil meiner Seele wieder gefunden.
    Die Wut auf meinen Vater der nie Trauer zu lies ist immer noch sehr starck.
    Doch nun spühre ich auch wie viel mir genommen wurde. Ich erinnere mich wieder an meine
    Kindheit und daran wie gut meine Mama war. Ich merke das sie das Gefühl in unserer Familie war und niemand sie ersetzen kann. Ich mache mir plötzlich Sorgen wo der weg mich hin führt und wer ich bin. Das kleine Kind in mir weis nicht was diese trauer aus ihm macht und hat angst davor seine gefühle zu zeigen, angst davor allein zu sein.

  • Hallo,bei mir ist es 4 monate her das mein kleiner Sohn 2 Jahre und fast 4 monate alt an einer seltenen Krankheit starb.Ich habe heftige Angstzustände und bin Depressiv aber ich verstelle mich sehr häufig da ich noch ein kind habe für ihn ist es auch schwer genug es muß einfach irgendwie weiter gehen.meine Trauer ist mein ewiger Begleiter aber unser Leben muß so normal wie möglich weiter gehen,was ist denn schon normal für all die die einen geliebten Menschen gehen lassen mußten??!! :k113: Ela mit Dustin an meiner Seite und Connor im Herzen

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