Beerdigung

  • Heute war ich auf einer Beerdigung, ein Vater eines guten Freundes ist verstorben, nach langer Krankheit, konnte er seine Augen schließen und alle waren in diesem Moment bei ihm. Vor fast drei Jahren verstarb mein Vater, nach kurzer schwerer Krankheit, wir waren alle bei ihm, ich schloss seine Augen, die Beerdigung unter Coronaauflagen nur 10 Personen am Grab, keine Kirche, keine Andacht , kein Nachkaffee. Keine Verwandten reisten an, keine Freunde kamen vorbei , die Nachbarn legten die Karten vor die Haustür… heute war es so wie man eine Beerdigung kennt …. Und als ich da stand war das Einzige was ich dachte , Gottseidank stehst du hier und nicht da vorne in der ersten Reihe, diese Stunde war ein einziges Dejavu, ich wusste nicht wieviel noch tief in mir begraben ist, noch unverarbeitet, soviel Schmerz! Diesen Prozess des Trauern und Abschied, die Anteilnahme der anderen auch die Wertschätzung die der Tote dann erfährt , all die Gesten und Worte , alles das hat uns gefehlt, ich bin mir nicht sicher ob Fluch oder Segen? Weil letztendlich bist du mit deiner Trauer alleine und brauchst keine Zuschauer oder doch? Der Tag hat mich emotional erschöpft und aufgewühlt…. ich merke das ich nicht fertig bin und das ich davor auch nicht weglaufen kann!

  • Liebe Nova,

    vielleicht holst du die fehlende Beerdigung gerade innerlich nach. Ich selbst habe die Beerdigung als positiv empfunden, es waren nicht viele Menschen da, aber es waren Menschen da, die meiner Mutter wichtig waren. Das waren keine Zuschauer. Sie waren mit Sicherheit natürlich nicht so betroffen wie ich, aber sie wollten mit ihrer Anwesenheit ihre Zuneigung, ihren Respekt und wie man so schön sagt, die letzte Ehre erweisen.

    Und ich habe die meisten von ihnen überreden können, auf den Beerdigungskaffee mitzukommen. Dieser fand in einer Sportgaststätte statt! Wegen Corona-Einschränkungen waren die üblichen Cafés noch geschlossen ... In der Sportgaststätte gab es einen Wintergarten mit ausfahrbarem Dach, so dass wir alle relativ in Sicherheit waren. Das war mir sehr wichtig, zumal sehr viel ältere Menschen dabei waren. Das Wetter war schön, so dass das Dach geöffnet war. Ich war extrem gerührt, wie viel Mühe man sich gegeben hatte, um so einen Abschied dort würdevoll durchzuführen.

    Früher habe ich ähnlich empfunden wie du, aber im Laufe der Jahre hat sich meine Einstellung zu Beerdigungen geändert.

    Es war die letzte Feier, die meine Mutter bzw. ich in ihrem Namen ausrichten konnte.

    Und meine Mutter hat gern gelebt. Deshalb hab ich mich auch sehr gefreut, Anekdoten aus ihrem Leben zu erfahren, die ich nicht kannte.

    Ich habe die Menschen aufgefordert, doch gern ein Bierchen oder einen Wein in ihrem Namen zu trinken. Und ich glaube, dass meine Mutter wohlwollend herabgeschaut hat. Sie wollte immer, dass die Menschen mit ihr zusammen fröhlich sind. Bitte versteh mich nicht falsch, es ging nicht um eine "Party", ein Saufgelage, sondern um einen Abschied von einem Menschen, der sehr gemocht wurde.

    Und so habe ich erfahren, dass meine Mutter als die Frau mit den schönsten Beinen in einem Mehrfamilienhaus galt. Das hat mich sehr gefreut.

    In deinen Augen mag das etwas pervers klingen, aber das war es in dieser Situation ganz und gar nicht. Es zeigt einfach ihr Leben.

    Liebe Grüße Mina

  • Hallo Mina, mein Vater schrieb seinen letzten Willen auf, wie er seine Beerdigung bzw. die Feier danach haben wollte! Aufgrund der Coronabeschränkungen viel das aus, meine Mutter will das unbedingt noch nachholen, sie will abschließen und auch alle anderen sollen das dann können ! Mir dreht sich der Magen wenn ich nur daran denke das zu organisieren! Mein Vater hat gerne gelebt , gefeiert, getanzt , gelacht , gut gegessen und getrunken, am liebsten mit vielen Menschen , alle an einem Tisch. Es sind bald drei Jahre vergangen, manchmal fühlt es sich so an , manchmal wie gestern! Ich hab Probleme damit mir vorschreiben zu lassen was ich wann zu fühlen, zu verarbeiten oder womit ich abzuschließen habe! Ich verstehe sie und ich verstehe dich und wie gut dir die Feier und die Geschichten über deine Mutter getan haben. Trauer,Abschied, Beerdigung, das alles sind Prozesse und Rituale die wichtig sind , mein Verstand ist da ganz bei dir, mein Herz macht aber einfach zu! Das gestern hat mich an eine Grenze gebracht an die ich so schnell nicht mehr wollte! Was tun? So einfach wie es scheint , ist es leider nicht !

  • Liebe Nova,

    wenn es geht, dann folge erst einmal deinem Herzen.


    Ich sehe aber auch, dass es deiner Mutter sehr wichtig ist. Ihr müsst intensiv über eure Gefühle sprechen und euch austauschen, auch wenn es schwer fällt.

    Ob die Beerdigung tatsächlich ein Abschluss ist, wage ich zu bezweifeln. Für mich persönlich war sie erst der Anfang der Trauer.

    Vielleicht sieht es deine Mutter ja auch nicht als einen generellen Abschluss, sondern nur so, dass sie den letzten Wunsch/Willen deines Vaters erfüllen möchte und damit beruhigt abschließen kann, dass sie alles getan hat, was er sich noch gewünscht hat.


    Liebe Grüße

    Mina.

  • Wir hatten ebenfalls die Auflage maximal 10 Personen, kommt eine Person mehr wird abgebrochen. Eine nette Ansage und grausame Vorstellung.


    Ein furchtbarer Gedanke daran bleibt.

    Gerade bei Menschen, die einen großen Freundeskreis besessen haben und gerne in Gesellschaft gefeiert haben ist es schwer zu ertragen.


    4 Wochen später fand auf unserem Friedhof eine Beerdigung mit ca. 50 Personen statt, ich war zufällig am Grab und hatte ziemlich gemischte Gefühle.


    Nach der langen Zeit hätte ich mir von vielen „Freunden“ einen Kontaktversuch gewünscht, ein Telefonat oder ein gemeinsamer Besuch am Grab oder einfach nur irgendwie die Frage „wie geht es Dir“


    Es haben nur sehr wenige Menschen geschafft einen persönlichen Kontakt herzustellen bzw. aufrecht zu erhalten.

  • Und wieder steht eine Beerdigung an, von einem Menschen den ich sehr mochte. Ich erlebe hautnah wie es ist , wenn diese Nachricht einen erreicht, man sich ins Auto setzten kann direkt dorthin fahren , trösten und umarmen! Schmerzlich zu sehen was damals bei meinem Vater ( starb 2020 in der Pandemie) nicht möglich war und jetzt so selbstverständlich ist. Ich will trösten und stützen und wieder werde ich konfrontiert mit meinem eigenen Schmerz der tief sitzt, wie ein Dejavue , ähnliches Krankheitsbild, gleiches Ende , voller Schmerz und Qualen , dann abgeschossen mit Medis aus dieser Welt gegangen . Diesesmal ist es eine Tante nicht mein Vater, im Januar war es der Vater eines Freundes im Februar der Nachbar der endlos gekämpft hat . Das ist das was ich vom sterben sehe … Kampf , Hoffnung,Schmerz , Leid , Verlust …. was für Aussichten ! Und natürlich das Thema der Trauerfeier, was wieder im Raum steht , ich werde gefragt was meinst du ? Was würdest du machen? Wie soll es ablaufen? Was soll ich sagen , ich schulde meiner Mutter immer noch die aufgeschobene Trauerfeier für meinen Vater! 🙈

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