Große Schwester ist gestorben

  • Hallo liebe Leute,


    Ich bin hier um mit ein bisschen Rat zu holen.


    Vor 4 Monaten ist meine große Schwester plötzlich an einer lungenembolie verstorben. Ich war leider nicht einmal ansatzweise vor Ort, da sie in einer anderen Stadt gewohnt hatte.


    Sie hatte zwei Tage zuvor noch ihren 31. Geburtstag und da ich an diesem Tag echt miese Laune hatte und ich mir ihr "Gejammer" über die ganzen Kleinigkeiten nicht anhören wollte, habe ich ihr nur kurz eine WhatsApp geschrieben. Was ich heute zutiefst bedauere.


    Ich habe Phasen wo ich einfach nicht darauf klar komme, dass ich sie nie wieder irgendetwas Fragen kann, oder sie einfach mal anrufen kann.


    Wir hatten in den letzten Jahren an sich sowieso nicht viel Kontakt, wir waren einfach zu unterschiedlich. Am Anfang dachte ich, ich komme doch besser mit der Situation klar als erwartet, doch jetzt muss ich immer öfters an sie denken und es tut verdammt weh, zumal bald Weihnachten vor der Tür steht.


    Was meine Trauer an sich noch verschlimmert ist, dass hier in ihrer Geburtsstadt keiner außer ihrer Familie trauert.

    Ich gehe jede Woche an ihr Grab und Pflege es, entsprechend kann ich sehen ob jemand da war und außer meinen Eltern kommt niemand. Das ist es was am meisten weh tut. Das es hier niemanden gibt (außer der Familie) der wirklich um sie trauert. Das hat doch eigentlich keiner verdient.


    Wie kann ich denn damit umgehen? Wird es besser?

  • Hallo Grüner Apfel,


    mein Beileid zu deinem schweren Verlust. Es ist immer schlimm jemanden zu verlieren, vor allem so plötzlich.
    Es ist schön, dass du dich um das Grab deiner Schwester kümmerst. Deinen Eltern und dir hilft es ein wenig bei der Trauerbewältigung. Es gibt aber verschiedene Arten zu trauern. Vielleicht gibt es andere Verwandte oder auch gute Freunde, die genau so trauern, aber mit dem Grab nichts anfangen können. Die vielleicht weinend mit lieben Erinnerungen auf dem Sofa sitzen und genau so untröstlich über den Verlust sind. Oder sie kommen tatsächlich auch zum Grab und trauen sich nicht etwas mitzubringen, weil sie die Gestaltung euch überlassen möchten. Es gibt viele Gründe nicht ans Grab zu gehen. Meiner war, dass ich mich meinem Mann überall nahe gefühlt habe, nur nicht am Grab. Er ist in mir, in meinem Herzen, und dort wird er immer bleiben. Was da im Grab ist das ist nicht er.
    In der Trauer ist alles erlaubt was hilft. Manche gehen regelmäßig ans Grab, manche nicht. Jeder Mensch trauert auf seine eigene Weise und das ist gut so.


    Viele Menschen wissen auch nicht wie sie mit Hinterbliebenen umgehen sollen und gehen ihnen deshalb besser aus dem Weg. Das ist für uns natürlich eine blöde Reaktion. Ich habe diesen Leuten dann gesagt, dass sie mit mir nicht anders umgehen sollen wie vorher auch. Und dass es mir gut tut, wenn ich mit ihnen auch über meinen Mann reden kann. Nach kurzer Zeit haben mir manche dann gesagt, dass das für sie eine Erleichterung war.


    Die Trauer vergeht vielleicht nie ganz. Aber es wird anders. Der Schmerz lässt irgendwann etwas nach, bis er dann (fast) ganz verschwindet. Erinnerungen bringen irgendwann nicht immer gleich Tränen, sondern auch mal ein Lächeln bis sie sich in Dankbarkeit über die gemeinsame Zeit verwandeln.
    Nach sieben Wochen ist es aber noch zu früh. Jeder Mensch braucht dafür unterschiedlich lange. Manche vielleicht ein paar Monate, andere deutlich länger. Lass dir die Zeit die du brauchst...


    Für deine Schwester noch ein kleines Licht :trauerkerze_74:
    Liebe mitfühlende Grüße
    Manuela

  • Inzwischen sind Weihnachten und Silvester ins Land gezogen und die Trauer lässt nicht nach.


    Durch gewisse Umstände haben meine Familie und ich uns erst zum 25. Dezember verabredet zum Grab meiner Schwester zu gehen, gemeinsam.
    Ich konnte es nicht ertragen, dass sie ausgerechnet n Heiligabend, wo wir immer als Familie zusammen Weihnachten gefeiert haben, keinen Besuch bekommen sollte. So habe ich sie alleine besucht.
    Das war der erste richtige Zusammenbruch den ich aufgrund ihres Todes hatte.


    Auch Silvester fiel es mir wieder sehr schwer, da wir uns immer unterhalten hatten, genauso wie zu Neujahr.



    Ich hoffe es wird besser und nicht nur schlimmer, denn so kommt es mir manchmal vor, umso mehr Zeit vergeht, umso tiefer dreht und windet sich der Schmerz in mir.

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