Trauer und Wut

  • Hallo,


    ich habe vor wenigen Wochen meinen Opa, den ich über alles liebte, verloren. Neben meiner Trauer verspüre ich ständig Wut, Wut auf meine Mitmenschen.


    Als vor ein paar Jahren meine Mutter verstorben ist, waren alle außer Rand und Band. Meine Mutter ist sehr jung und unter sehr tragischen Umständen verstorben und die Menschen, ALLE Menschen, auch Leute, die sie nicht so gut kannten, waren total betroffen und standen mir relativ lange bei.


    Bei meinem Opa ist es so, dass die Leute es "herunterspielen". Sie sagen Sachen wie "Er war alt und krank."; "Es ist eine Erlösung.", "Du sahst es kommen."


    Und die Sachen (bis auf das "alt") stimmen ja auch und das weiß ich auch, aber ich will nicht, dass andere das so "abtun". Es macht mich SOOOOOOOOO WÜTEND.


    Eine gute Freundin von mir geht mir richtig auf die Nerven, obwohl ich weiß, dass sie Tag und Nacht für mich da ist, und dafür müsste ich dankbar sein oder? Aber ich fühle, dass sie ihre "Pflicht" versucht zu erfüllen, und nicht wirklich Anteil nimmt. Ihr Mitgefühl hält sich so in Grenzen.


    Vielleicht versuche ich mit der Wut auf meine Mitmenschen nur von meiner Trauer abzulenken, weil für mich der wichtigste Menschen der ganzen Familie verstorben ist. Vielleicht aber ist die Menschheit völlig abgestumpft. Vielleicht wäre ich das bei anderen auch.


    Na ja, zumindestens habe ich mir das jetzt alles von der Seele geschrieben.


    Über Kommentare würde ich mich freuen.

  • ich kann dich soo gut verstehen. auch mich macht das beschriebene verhalten wütend und traurig.


    die intensität und qualität einer beziehung hat überhaupt nichts mit dem alter (im übrigen auch nicht mit krankheit, wenn vorhanden!) zu tun. ich finde es sehr kränkend , wenn andere sich derartige übergriffige beurteilungen erlauben, habe aber selbst gleiches vielfach erlebt.


    das biologische alter ist zudem überhaupt nicht gleichzusetzen mit dem "geistigen" oder "sozialen " alter einer person. es gibt viele alte menschen, die geistig sehr viel aktiver und reger sind als so manche jüngere. auch kann man bei den "alten" sehr viel soziales engagement und emotionale anteilnahme und unterstützung erfahren, die auf reife , lebenserfahrung und wirklicher menschlicher stärke/ verständnis basieren.


    auch alte (oder "kranke" ) menschen können noch sehr viele pläne und anteilnahme an den geschehnissen der "jungen" welt haben, und es ist ihnen ein bedürfnis hier noch einfluss nehmen zu können, unterstützend und helfend (auch mit ihrer lebenserfahrung) mitwirken zu können.


    besonders wütend macht mich derzeit, dass ständig von "inklusion" gesprochen wird, meine persönliche erfahrung ist demgegenüber allerdings brutale ausgrenzung und misshandlung und schmerzlichste kränkung des alten (oder "kranken" oder "behinderten") menschen.

  • Lieber Gast, ich kann deine Wut absolut nachvollziehen.Für dich ist dein über alles geliebter Opa gestorben und das ist schlimm, egal ob jung oder alt, einen geliebten Menschen zu verlieren tut weh.Ich finde das Verhalten deines Umfeldes auch nicht gut.Klar sagt man, er war krank und es war eine Erlösung für, aber deswegen fehlt er dir doch trotzdem und vielleicht wollte er ja auch noch nicht gehen, daran sollten die Leute mal denken.
    Ich kann dir nur raten, ärgere dich nicht darüber und nimm dir Zeit zu Trauern , und zwar die Zeit, die du brauchst.
    Ich kann dir nur ganz viel Kraft wünschen.
    Mitfühlende Grüße Andrea

  • Neu erstellte Beiträge unterliegen der Moderation und werden erst sichtbar, wenn sie durch einen Moderator geprüft und freigeschaltet wurden.

    Hier handelt es sich um ein Trauer-Austausch-Thema.
    Bitte in diesem Thema KEINE Kerzen verwenden.