Ich brauche mal ein offenes Ohr...

  • Mein Schwiegervater, ist vor 2 Wochen gestorben. Er hatte Krebs und ein schwaches Herz. Seit 2006, da war die 1. Herz OP ging es laufend bergab.November 2008 kam der Lungentumor dazu, Frühjahr 2009 brach sein Bein, Oberschenkelmetasthase, Oktober 2009 OP Knochenprothese. Da war es dann absehbar und er starb Ende November. Wir sind alle sehr traurig. Das größte Problem ist aber mein Mann. Die ganzen Jahre hat er sich was vorgemacht und geglaubt, sein Vater wird gesund. Keiner konnte ihn überzeugen. Schwiegermutter war genauso verbohrt. Die Beiden haben sich mit allen Ärzten angelegt. Mein Mann hat sich so reingesteigert, dass er sogar bei jeder Gelegenheit gebetet hat. Sogar im Auto. Ich dachte, dass legt sich aber es ist schlimmer denn je. Er betet laut weinend wann immer es sich als möglich erweist. Er kann nachts nicht mehr schlafen und wenn wacht er schweißgebadet wieder auf. Sein Herz rast vor Angst. Er klagt über Schmerzen im Kopf, den Nieren, Brust etc. Ich habe versucht ihn zu beruhigen, dass das normal ist nach so einem Verlust und das er zur Ruhe kommen muß aber er bildet sich ein, genauso Herzkrank zu sein wie sein Vater und wenn er so weiter macht, wird er das wohl auch. Meine Schwiegermutter, ich mag sie sehr und wir kommen gut miteinander zurecht aber sie entwickelt sich zum Biest. Sie drängt meinen Mann in ihrer Trauer unbewußt in die Rolle ihres verstorbenen Mannes. Sie mißt seinen Blutdruck und Sauerstoffsättigungsgehalt mit den Instrumenten seines Vaters und er läßt sich das gefallen. Er hat dabei so große Angst vor den Ergebnissen, dass diese prompt schlecht ausfallen. Warum? Weil ihm das Herz zum Hals rausschlägt. Er rennt von einem Arzt zum Anderen die alle nix finden außer einer verstopften Nase und einem entzündeten Hals weil er sich unentwegt fürchterlich räuspert um seine Luftnot zu überwinden. Meiner Meinung nach hyperventiliert er vor Angst und Trauer. Aber alle Ärzte taugen anscheinend nichts, denn jetzt will er zum Kardiologen und prompt hat meine Schwiegermutter ihm einen Termin bei der Kardiologin seines verstorbenen Vaters gemacht. Ich werd noch verrückt, dass mit dem Kardiologen soll er ruhig machen aber doch nicht dort, wo sein Vater schon nicht zu retten war, oder?Anderen Leuten gegenüber gibt sich meine Schwiegermutter stark, mir sagt sie, macht euchkeine Sorgen um mich, ich kriege das hin. Meinem Mann jedoch weint sie ins Telefon. Sie vermisse die Stimme seines Vaters, sie glaube, es sei alles ein Traum und er kommt gleich nach Hause. Mir fällt da nur eine Therapie für meinen Mann ein, ohne seine Mutter aber wo suche ich? Bitte, wenn hier jemand ist der das liest, ich weiß nicht mehr weiter außer weit weg zu laufen aber das ist keine Lösung. Mit einem traurigen Hypochonder zu leben aber auch nicht. Ich wohne im Rhein-Sieg-Kreis.

  • Ich denke auch trotz aller Trauer, dass Dein Mann psychologische Hilfe braucht. Er steigert sich so sehr in diese Angst rein, dass er wirklich krank wird oder ist, nämlich psychisch. Und diese Krankheit ist genauso schlimm und bedrohlich wie eine körperliche! Ich denke aber auch, dass er sich von Dir garnicht helfen lassen will oder kann, weil er total auf seine Mutter fixiert ist! Abgenabelt scheint er auch nicht zu sein. Natürlich ist sehr verständlich, dass er sich sehr um seine Mutter sorgt, aber dennoch finde ich sein Verhalten recht eigenartig, krankhaft. Vielleicht gelingt es Dir ihn zu überzeugen, dass er mal mit seinem Arzt des Vertrauens auch mal seine psychische Belastung anspricht. Ich denke aber, diese Einsicht wird er im Moment noch nicht haben, und somit brauchst Du unheimlich viel Geduld.


    Es ist für Dich unheimlich schwer, zusehen zu müssen und ihm im Grunde nicht helfen zu können, weil er so verbohrt ist und sich nicht helfen lassen will.


    Wünsche Dir trotzdem ganz viel Kraft
    Hedwig mit Karin ganz fest im Herzen

  • Hedwig hat es eigendlich sehr gut auf den Punkt gebracht...u. eigendlich weißt Du ja auch selbst worum es bei Deinem Mann u. Schwiegermutter geht.
    Ich denke auch nicht, das Du egal wie sehr Du dich bemühen magst, helfen kannst.
    Beide brauchen provesionelle Hilfe der sie aus diesen Vorstellungen rausholen kann.
    Du bist dabei sehr gefordert...ist die Frage wie lange Du das durchstehn kannst,
    ich wünsche Dir ganzzz viel Kraft u. wünsche Dir alles Gute


    Christa :k112:

  • Vielen Dank für Deine Antwort. Du hast mit allem völlig recht! Auch das er sich nicht helfen lassen kann, nicht nur noch nicht, wahrscheinlich nie. In dieser Familie schämt man sich seiner Krankheiten, keiner der weiteren Angehörigen und Freunde, Nachbarn oder Bekannte weiß woran der Vater gestorben ist und was er genau hatte. Niemand darf fragen geschweige denn antworten. Ich habe derartiges noch nie erlebt. Ich selber habe vor 8 Wochen meinen Vater an den Krebs verloren. Es war sinnlos sich dagegen zu wehren und wir haben ihn als Familie ( meine 3 Schwestern, meine Mutter und ich ) bis zuletzt begleitet. Wir waren eine Einheit und es war so makaber es klingen mag eine sehr schöne Erfahrung für uns. Wir pflegten ihn gemeinsam, regelten gemeinsam seine Beerdigung und pflegen nun gemeinsam sein Grab und die Erinnerung an ihn. Meine Mutter lebt nun IHR Leben, im gesunden Kontakt mit uns und entwickelt eigene Interessen und geht neue Wege. Wir REDEN miteinander und SCHWEIGEN uns nicht LÜGEND an. Verstehst Du was ich meine? Ich meine das nicht böse auf die Familie meines Mannes aber ich verstehe sie nicht. Das macht mich hilflos. Ich frage mich, bin ich herzlos wenn ich nicht auf seine "Krankheiten" eingehe? Soll ich darauf eingehen?Wie?Soll ich ihn bemuttern wie meine Tochter sagte? Ich soll ihm zeigen, dass ich ihn ernst nehme,wie?

  • Ich denke für Dich kann nur die Zeit arbeiten denn 2 Wochen ist noch keine Zeit...in 2 wochen kann man keine Trauer bewältigen.
    Es ist alles noch viel zu frisch ...hab einfach noch ein bischen Geduld
    bestimmt wird sich dann alles beruhigen u. bessern...ich hoffe es für Dich


    lieber Gruß
    Christa :k112:

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